Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (358-22)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

27. 10. 1919

language Deutsch

Schlagwörter: Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Urtel, Hermann Urquijo Ybarra, Julio de Saroïhandy, Jean-Joseph Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Gavel, Henri Bonaparte, Louis Lucien Trebitsch, Rudolf Pöch, Rudolf Wien Urtel, Hermann (1919)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (358-22). Graz, 27. 10. 1919. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6036, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6036.


|1|

G. 27.10.’19.1

Lieber Freund!

Vorgestern erhielt ich Ihren Brief vom 20., den ich sofort beantwortet haben würde, wenn mich nicht eine andere dringende Angelegenheit bis heute mittag abgehalten hätte. Diese bestand in dem Lesen der Korrektur von meinem kritischen Artikel über Urtels letzte Abhandlung (Baskische Onomatopoesis). Den über die frühere Arbeit Urtels haben Sie doch erhalten? Ich schickte ihn schon vor längerer Zeit an Sie und an Urquijo. Auch dieser hat mich nicht sehr befriedigt, obwohl er ja von guten Kenntnissen und Verständnis zeugt. Ich stimme in bezug auf die allgemeinen Gesichts|2|punkte nicht mit ihm überein, und habe auch im einzelnen verschiedene Fehltritte festzustellen. Ich gehe hier nicht weiter darauf ein; das Dutzend Seiten das ich der Urtelschen Abhandlung im Literaturbl. f. germ. u. rom. Ph. widme (sie dürften wohl im Doppelheft Nov.-Dez. erscheinen) wird Sie darüber eingehend unterrichten. Ich will Sie, mit meiner heutigen Äußerung auch durchaus nicht im ungünstigen Sinne beeinflussen; ganz im Gegenteil, ich möchte Sie bitten alles was im günstigen Sinne zu sagen ist, vorzubringen und die berechtigten Hoffnungen hervorzuheben die für seine künftigen Leistungen zu hegen sind. Vielleicht aber könnten Sie die Gelegenheit wahrnehmen auf die orthographische Frage zu kommen, die mir, wie ich schon früher gesagt habe, für die wissenschaftlichen Arbeiten von höchster Wichtigkeit ist. Warum ist denn Saroïhandy in dieser Hinsicht |3| so halsstarrig? Ich für meinen Teil bin zu jedem Zugeständnis bereit, nur das Chassez-croisez der Zischlaute mache ich nicht mit. Das Lesen von Urtels baskischen Wortformen hat mich beständig in Verwirrung gesetzt, besonders da er sie teils so schreibt, wie er sie bei Azkue findet, teils – insofern er sie selbst gehört hat, nach seinem eigenen System. Bitte, untersuchen Sie doch, ob U.s. ∫ nicht bald einem s, bald einem š Azkues entspricht; ich hatte keine Zeit der Sache nachzugehen. – Vielleicht wird diese Angelegenheit durch Gavel gefördert (welches ist seine Heimat?)

Was die Karte Bonapartes anlangt, so sehe ich, trotz Ihrer ausführlichen Mitteilungen, noch nicht klar; ja die Nachrichten die ich über das augenblicklich noch in Wien befindliche Exemplar, (das Urquijo dem verstorbenen Trebitsch geliehen hatte) von Prof. Pöch eingeholt habe, |4| vermehren meine Unsicherheit noch. Doch, um es kurz zu machen, meine ganze Fragerei ist hervorgerufen worden durch die Unstimmigkeit die ich zwischen den auch von Ihnen erwähnten Obs. von 1866 und der einige Jahre früher hergestellten und B.s. Anschauungen von 1869 vertretenden Karte wahrgenommen hatte.

Ithurrys Grammatik habe ich bis einschließlich Bogen 23 S. 360; für die Ergänzungen werde ich Ihnen sehr dankbar sein.

Auch für Ihre sonstigen Mitteilungen drücke ich Ihnen meine Erkenntlichkeit aus. Ich hätte noch vielerlei zu schreiben; aber ich möchte daß dieser Brief, den ich unterbrechen mußte, Sie noch in Bayonne träfe

Mit herzlichem Gruß

Ihr

HSchuchardt


1 In der linken oberen Ecke auf Seite 2 folgt das Datum des nächsten Tages: 28/10.

Von diesem Korrespondenzstück ist derzeit keine digitale Reproduktion verfügbar.