Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (348-186)
von Hugo Schuchardt
11. 07. 1914
Deutsch
Schlagwörter: Revue internationale des études basques Baskisch Meillet, Antoine Winkler, Heinrich Vinson, Julien Saroïhandy, Jean-Joseph Trebitsch, Rudolf
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (348-186). Graz, 11. 07. 1914. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6026, abgerufen am 02. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6026.
Graz 11.7.’14
Lieber Freund!
Ihr Brief vom 9. Juni hat mich sehr erfreut. Ich wollte ihn noch an demselben Tage beantworten da ich ihn erhielt; ich wollte Ihnen sagen daß für Sie als Pariser das Wort: il faut faire une fin, auch in bezug auf Ihre Aldudes-arbeit gilt und Sie darauf verweisen daß ich noch heute über meinem Vokalismus säße, wenn mir mein Vater nicht seiner Zeit zugerufen hätte: Nun aber ists genug!
Wenn ich Ihnen das erst heute schreibe, so erklärt sich das aus Fol|2|gendem. Gleichzeitig mit Ihrem Brief (in der Tat aber sehr verspätet) traf Meillets Abhandlung ein. Es ging mir ähnlich wie Ihnen; certaines assertions de M. m’ont plongé dans une grande perplexité. Da nun einerseits die Grundlagen für meine baskisch-hamitischen Untersuchungen unterminiert zu sein schienen, anderseits Meillets Anschauungen den meinigen, wie ich sie schon seit 1870 dargelegt habe, in bezug auf Sprachmischung entgegengesetzt sind, so glaubte ich darauf eingehen zu müssen. Es schien mir die Sache von ein paar Tagen zu sein – es kam mir aber mancherlei dazwischen; besonders hat das Wetter meine Nerven sehr ungünstig beeinflußt – und so bin ich denn erst heute zum Abschluß gekommen. Der Aufsatz ist, obwohl |3| ich mich bemüht habe kurz zu sein, recht lang ausgefallen, und ich bedauere das für die Leser der R.B. die nicht einmal einige baskische Fettaugen auf dieser Suppe schwimmen sehen. Aber wie sie Winkler, so werden sie auch mich hinabschlucken. Ich bitte zu Meillet nur gelegentlich und ganz im Allgemeinen von diesem Aufsatz zu sprechen, vielleicht hervorheben, daß wir uns in praxi viel näher stehen als er meint.
Was Vinson gegen Saroïhandy zu sagen haben kann, vermute ich nicht einmal.
Für Ihren Glückwunsch danke ich Ihnen bestens; vielleicht schicke ich Ihnen einmal den Abdruck der Adresse und meiner gereimten Danksagung. |4|
In dem Trebitschschen Heft ist doch noch ein und das andere zu verbessern. Muß es nicht z.B. ostalers a heißen statt oschtalersch?
Also nochmals: Sursum cor(da)!1 bezüglich Ihrer Thesen. Das Zerhauen gordischer Knoten ist eine sehr empfehlenswerte Kunst.
Bitte schreiben Sie mir baldigst nur eine Zeile auf einer Karte! Ich befürchte nämlich, mein Brief trifft Sie nicht mehr in Paris an.
Mit herzlichen Grüßen und Wünschen
Ihr ergebener
H. Schuchardt
1 [erhebet die Herzen]
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