Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (346-185)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

27. 05. 1914

language Deutsch

Schlagwörter: language Spanischlanguage Französischlanguage Deutschlanguage Baskisch Trebitsch, Rudolf Urquijo Ybarra, Julio de Meyer-Lübke, Wilhelm Oihenart, Arnaud d´ Paris Baskenland Bonn Schuchardt, Hugo (1914) Meyer-Lübke, Wilhelm (1911–1920)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (346-185). Graz, 27. 05. 1914. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6024, abgerufen am 23. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6024.


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G., 27.5.’14.

Lieber Freund,

Gestern habe ich Ihnen die beiden Bände Venedey unter rekomm. Kreuzband zurückgesendet. Ich danke Ihnen; ich habe mit Interesse die Reiseerlebnisse dieses vormärzlichen Schriftstellers gelesen, wozu ich ohne Sie schwerlich gekommen wäre. Hoffentlich sind die Bände gut in Paris abgekommen bei ihrer Herkunft waren schon die Rücken beschädigt. Ich muß wegen der Verpackung um Nachsicht bitten; derlei ist für mich und meine alte Haushälterin – wir haben jetzt nicht einmal einen Hausmeister – fern von der Stadt etwas beschwerlich.

|2| Ich benutze diese Gelegenheit um mich neuerdings zu erkundigen wie es mit Ihren Arbeiten und Plänen steht. Sie wissen daß ich die lebhafte Teilnahme für diese hege, ich habe Sie aber bisher eben deshalb nicht mit Anfragen und Mitteilungen belästigen wollen um Sie in Ihrer Tätigkeit nicht zu stören.

Wann kommt den Dr. Trebitsch nach Paris? Er wird sich sicherlich über mich als einen Erzpedanten beschweren. Von der Wiener Akademie war mir sein Bericht über die phonogr. Aufnahmen im Baskenland zur Beurteilung vorgelegt worden, und ich korrigierte darin alles was mir: - - - - ich breche diese Auseinandersetzung ab, |3| denn eben erhalte ich eine Karte von ihm, in der er mir mitteilt, daß er meinem Wunsche Folge leistend Ihnen die Druckbogen zuschickt in denen mir verschiedenes Ihre bessernde Hand zu erheischen scheint. Unter anderem habe ich daran Anstoß genommen daß die Taufnamen bald spanisch oder französisch, bald deutsch geformt sind.

Ich bin am 21. Mai als halbhundertjähriger Doktor gefeiert worden (am 21. Mai 1864 promovierte ich zu Bonn). Universitätsdeputation (Rektor, Dekan und Fachkollege), von der Univ. Bonn ein erneuertes Diplom; das entspricht dem Herkommen, aber ich habe auch eine ganz ungewöhnliche Ehrung erhalten, die ich demnach als die größte meines Lebens betrachten darf: eine prachtvolle Beglückwünschungsadresse der Berliner |4| Akademie d. W., in der ich wie wir sagen „über den grünen Klee“ gelobt werde. Auch meiner Bemühungen um das Baskische wird darin gedacht.

Das 1. Heft von 1914 ist recht spät erschienen, es ist aber auch beträchtlich umfangreicher als das 1. Heft von 1913; so kann denn das Kombinierte 2.3. etwas kürzer ausfallen.

Ich schickte vor kurzem einen ganz kleinen Artikel an de Urquijo: tusuri (vom gall. dusins).1 Wenn er durch Ihre Hände geht, bitte ich beifolgende Anmerkung mit einer Stecknadel anzufügen. Auch zu dem Baskischen in Meyer-Lübkes Rom. Et. Wtb. habe ich noch Einiges hinzuzusetzen, besonders da ich eben von de Urquijo Neues in Sachen Oihenart–Pouvreau’s erfahre.

Mit herzlichem Gruß

Ihr ganz ergebener

H. Schuchardt


1 HS 665 – Tusuri „Teufel", Revue intern. des études basques 8, 1914, 324.

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