Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (141-04140)

von Gustav Gröber

an Hugo Schuchardt

Straßburg

09. 03. 1908

language Deutsch

Schlagwörter: Karras-Verlag Vinson, Julien Mussafia, Adolf Trübner, Karl Ignaz Nyrop, Kristoffer Bédier, Joseph/Roques, Mario (Hrsg.) (1904) Spitzer, Leo (1928)

Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (141-04140). Straßburg, 09. 03. 1908. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5958, abgerufen am 30. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5958.


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[Poststempel: STRASSBURG (ELS) RUPRECHTSAU 9-3-08]

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Lieber Freund.

Die Anfrage, die ich an Karras richtete, ob noch c. 10/12 Seiten im Heft 3 / 1908 der Ztschr. sei, ist noch nicht beantwortet, sodaß immer noch die Möglichkeit bleibt, Ihre Antwort an Vinson in diesem Heft mitgeteilt zu sehen;1 Sie erhalten Antwort darüber, sobald die Nachricht zugeht. – Auch die Ausgabe von Heft 2 hat sich verlangsamt, und ich bin noch nicht benachrichtigt, warum. – Über den Mangel an Interesse, den, wie Sie meinen, Ihre baskisch-iberischen Arbeiten, Ihre Publikation für Mussafia u.a. begegnet sind, denke ich anders; nicht Geringschätzung ist es, wenn die Kritik nicht von ihnen spricht, sondern das Eingeständnis ihre[r] Unfähigkeit, sie gebührend zu würdigen! Wäre jemand da, der sein Urteil dem Ihrigen entgegenstellen könnte, so würde er nicht versäumen von Ihren Arbeiten zu sprechen: also sind Sie nicht Arbeiter für die Gegenwart, sondern für eine höher entwickelte Zukunft. In diesem Sinne verstehe ich es auch, wenn Sie erklären, dem innern Drang bei Abfassung und Veröffentlichung einer Arbeit zu gehorchen, und ich finde es nur konsequent, wenn Sie darüber, die Zeit verstehend, sich nicht sorgen, ob eine Arbeit von Ihnen gelesen und besprochen wird, oder nicht – einmal muß es doch geschehen und mit dem gerechnet werden, was Sie geäußert haben, wenn endlich die Zeit kommt, wo ein allgemeines Interesse für die von Ihnen entwickelten Fragen entwickelt ist; – und sie wird kommen, wie auf andren Wissensgebieten! Sie sollten es der Zukunft nur etwas leichter machen, mit Ihrer geistigen Arbeit zu rechnen! Das würden Sie durch einen Index zu Ihren Arbeiten tun, wie ein solcher kluger und entgegenkommender Weise, zu G.Paris Arbeit gemacht ist.2 Ich riet Ihnen schon dazu, als Sie mir mitteilten, daß Trübner es nicht für möglich hält, Ihre Arbeiten neu zu drucken (nur deshalb kann ich von einer Auswahl beim Neudruck gesprochen haben, die sich auf die von der „Gegenwart“ gefragten Artkel beschränkt).3 Der Index zu Ihren Arbeiten könnte, gewiß auch in Graz, unter Ihrer Leitung von einem Vertrauten angefertigt werden und brauchte nicht von Ihrer Hand angefertigt zu werden!

Nyrop u. Frau bei ihrem Besuch in Graz zu unterhalten,4 wird Ihnen, wenn Sie sich ein wenig vom Gegenwartsgedanken losreißen, unschwer gelingen; – ich habe es an Ihnen in Baden-Baden und in Straßburg erfahren.5

Mit herzl. Gruß

Ihr

GGröber.
Straßburg i/E. Ruprechtsau 9.3.1908.


1 Vgl. Lfd.Nr. 138-04137.

2 Joseph Bédier / Mario Roques (éd.), Bibliographie des travaux de Gaston Paris, Paris 1904 (Société Amicale Gaston Paris) [listet 1197 Titel auf, die ab S. 185 durch einen Index erschlossen werden, in dem Schuchardt allerdings nur einmal vorkommt].

3 Hier ist das später von Spitzer hrsg. Hugo Schuchardt-Brevier bereits „angedacht“.

4 Kristoffer (1858-1931) und Andrea Margrethe Nyrop geb. Schjelderup (1861-1935), dänisches Romanistenehepaar.

5 Schuchardt hatte demnach Gröber nicht nur zweimal (1898; 1905) in Straßburg besucht, sondern dieser ihn auch in Baden-Baden.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04140)