Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (128-04128)

von Gustav Gröber

an Hugo Schuchardt

Straßburg

25. 10. 1905

language Deutsch

Schlagwörter: Max Niemeyer Verlag Horning, Adolf Koschwitz, Eduard Schuchardt, Hugo (1906) Meringer, Rudolf (1906) Horning, Adolf (1905) Schuchardt, Hugo (1866) Schuchardt, Hugo (1867) Koschwitz, Eduard (1876)

Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (128-04128). Straßburg, 25. 10. 1905. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5945, abgerufen am 14. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5945.


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[Poststempel: STRASSBURG (ELSASS) 25-10-05]

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Lieber Freund.

Also, und wohlbehalten wieder daheim! Ich hatte die bestimmte Absicht am Abend nach dem Tage, wo Sie sich bei uns verabschiedeten,1 mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen, und hätte, wie Sie nun mitteilen, mich dabei in königlicher Sphäre befinden können; ich konnte aber eine eilige Correctur vor 7 Uhr Abends nicht klein kriegen, und da war es zu spät zu kommen, denn Sie hatten sich bereits, wie ich nun höre, zur Ruhe begeben. Aber am folgenden Abend, zur üblichen Zeit, war ich im Hotel, und da hörte ich dann vom Hausdiener, Hofrat Sch. ist eben abgereist nach Prag, und so hatte ich mich doch verrechnet in Bezug auf die Dauer Ihres hiesigen Aufenthaltes, dessen Verlängerung Ihnen übrigens noch keine Schneelandschaft beschert hätte, wie Ihr Graz. – Die Bemerkungen zu Hornings Artikel2 bringe ich baldigst. Der Zusendung von Meringers Artikel sehe ich entgegen;3 bemerken möchte ich nur, daß ich an dem Feuerbock in der Ztschr. nicht schuldig bin, sondern daß ihn Horning und Niemeyer allein gezimmert haben. Hätte ich auf seine Form einwirken können, würde er jedenfalls proportionalen, auch zur Blattseite, gepaßt haben.4 Zu der Herleitung von fz. ü aus ū auf keltischem Wege mache ich Sie noch aufmerksam darauf, daß sie bis 1580 (Est. Pasquier) zurückweist, worauf ich im Grdß d. rom.. Phil. I1, S. 24 (2 S. 25) bereits 1886 aufmerksam machte, nachdem ich, ohne davon und von der Stelle im Vok. d. Vulgl.5 zu wissen, Koschwitz in seiner Dissertation vom Jahre 1876 (S. 36) über die Voyage de Charlemagne à Jerusalem bereits veranlaßt hatte für den keltischen Ursprung des Wandels einzutreten.6

Meine Frau freut sich zu hören, daß es Ihnen in der Heimat wohl ergeht und grüßt Sie bestens wie Ihr ergebenster
GGröber.


1 Schuchardt hatte offenbar auf der Reise nach Gotha einen Abstecher nach Straßburg gemacht, um Gröber zu treffen. Es wäre dies das zweite Mal nach August 1898 (vgl. Lfd.Nr. 103-04102). Möglich wäre allerdings auch ein Straßburg-Besuch auf dem Rückweg von Bad Ems, wo er im September 1905 gekurt hatte.

2 Schuchardt, „Zu lat. ambitus im Rom. (Zeitschr. XXIX, 513ff.)“, ZrP XXX, 1906, 83-84.

3 Rudolf Meringer, „Zu französisch landier“, ZrP XXX, 1906, 414-422 (Eingangsvermerk 17.11.05); auf S. 422-423 eine Nachbemerkung Wilhelm Meyer-Lübkes.

4 Adolf Horning, „Lat. ambitus im Romanischen“, ZrP XXIX, 1905, 513-551; hier S. 526-528 (die inkriminierte Abb.S. 527).

5 Schuchardt, Der Vocalismus des Vulgärlateins, Leipzig 1866- 1867.

6 Eduard Koschwitz, Ueberlieferung und Sprache der Chanson du voyage de Charlemagne à Jérusalem et à Constantinople: eine kritische Untersuchung, Heilbronn 1876.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04128)