Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (127-04127)
von Gustav Gröber
an Hugo Schuchardt
23. 07. 1905
Deutsch
Schlagwörter: Ettmayer, Karl von Schuchardt, Hugo (1905) de Gregorio, Giacomo (1905) Ettmayer, Karl (1905)
Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (127-04127). Straßburg, 23. 07. 1905. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5944, abgerufen am 28. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5944.
[Poststempel: STRASSBURG (ELSASS) 23-7-05]
|2|Lieber Freund.
Ich denke, wir nehmen Ihren Artikel „Sachen und Wörter“ am besten unter „Vermischtes“, „Zur Wortgeschichte“ auf, wenn Sie wünschen.1 Daß De Gregorio sein giarda reklamiert,2 wundert mich; ich hatte ihn doch z. Z. in dem von Ihnen angegebenen Sinne auf die Vorgänger hingewiesen, nachdem ich bei unserem Arabisten an der Bibliothek, Professor Landauer,3 mich über die Sache genauer informiert hatte. Und auch Ihre Zuschrift hat er ignoriert! Den Artikel von Ettmayer habe ich noch nicht gesehen,4 weiß daher nicht, wie er sich zur „Vergl. rom. Gram.“ geäußert, und in welchem Sinne er die von Ihnen getadelte „Zerfahrenheit“ zu erkennen gegeben und seine tadelnswerte Auffassung von wissenschaftlicher Forschung geltend gemacht hat. Er kann sich doch wohl nicht gegen die Richtigkeit von Äußerungen, wie sie Ihr Artikel „Sachen und Worte“ und Meringers Artikel enthält, gewandt haben und muß doch einsehn, daß, heute, wo nach der Herkunft bisher beiseite geschobener dunkler rom. Wörter von kulturgeschichtlicher Bedeutung gefragt und eine wissenschaftlich begründbare Ansicht darüber gefordert wird, das Wortstudium mit dem historischen Studium der Sachen sich notwendig verbinden muß, die Ziele der Sprachgeschichte also weiter gesteckt werden müssen, als vorher. Ich hätte geglaubt, daß Jedem das klar sein müßte, und habe mir daraus verständlich gemacht, daß durch die Fachgenossen auf Ihre Mussafiaschrift eigens hingewiesen worden ist. Wer sollte übrigens Ihre so inhaltreiche Schrift und wo sollte er sie würdigen?
M. h. Gr. Ihr
GGröber.
1 Schuchardt, „Sachen und Wörter“, ZrP XXIX, 620-622.
2 Giacomo de Gregorio, „Asic. it. giarda (it. giardino), sic ciarda, fr. jarde (jardon)“, ZrP XXIX, 1905, 228-231. Vgl. auch Lfd.Nr. 126-04125.
3 Samuel Landauer (1846-1937), Orientalist und Bibliothekar, seit 1894 Honorarprof., in Straßburg.
4 Karl von Ettmayer, „Vergleichende romanische Grammatik. 1902-1903“, KrJb 7, 1905, I, 78-84; Schuchardt wird darin ausführlich zitiert (diesen Hinweis verdanke ich Hans Goebl, Salzburg).