Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (099-04098)

von Gustav Gröber

an Hugo Schuchardt

Straßburg

27. 07. 1898

language Deutsch

Schlagwörter: Sprachen auf Tobago Faust Wissenschaftliche Diskussionen und Kontroversen Grundriss der romanischen Philologie Zeitschrift für romanische Philologie Ascoli, Graziadio Isaia Farinelli, Arturo Baden-Baden Schuchardt, Hugo (1898) Schuchardt, Hugo (1898)

Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (099-04098). Straßburg, 27. 07. 1898. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5916, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5916.


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Straßburg i/E. den 27.7.98.

Lieber Freund.

Ich habe mir Ihren wortgeschichtlichen Artikel im letzten Zeitschriftheft1 noch einmal angesehen und begreife danach allerdings die Heftigkeit des Briefes Ascolis nicht. Er hat jedenfalls eine andere als nur fachliche Behandlung seiner Aeußerungen zur Frage von Ihnen erwartet, sonst würde er nicht auf den Gedanken verfallen, Ihnen unterzuschieben, daß Sie gegen ihn sich geringschätzig ausgelassen hätten. Was Sie geschrieben, bewegt sich durchaus auf dem Boden einer anständig geführten Discussion, und er könnte doch überall seine Rechte in gleicher Form wahren, wenn er sich unverstanden glaubt. Aber seine Verwahrungen gegen Sie setzen auf Ihrer Seite Bosheit voraus, die ich in dem Artikel nicht finden kann. Ich würde, wenn A. einen Gegenartikel für die Zeitschr. einschickt, jedenfalls genöthigt sein, Ihnen, als Mitarbeiter der Ztsch., denselben zur sofortigen Vertheidigung zuzustellen. Was „allegra“ an einer solchen confutazione sein soll, |2| wie Ihnen vorgelegt wurde, ist nicht erfindlich; die „gereizte“ Stimmung des Briefes verrieth, daß die Nerven A’s nicht ganz in Ordnung sind.

Wenn Sie zweifeln, daß wir hier an Farinelli denken dürfen,2 wäre mir eine runde Erklärung sehr erwünscht. Ich müßte mich dann anderswo umsehen. Womöglich im October soll die Stelle schon besetzt sein, u. ich bin gehalten, bis Anfg. nächster Woche der Facultät in der Angelegenheit zu berichten. Es wäre mir lieb bis spätestens Samstag früh von Ihnen über die Frage etwas zu hören.

Daß Sie Baden Baden wieder aufsuchen werden, trifft sich sehr schön. >Ich muß mich entschließen hier zu bleiben, um womöglich mit dem „Grundriß“ ins Reine zu kommen, damit spätestens Sommer 1899 alles fertig ist. (Die Meinigen werden vermuthlich an die Ostsee gehen), ich werde also zu Ihrer Verfügung stehen, wenigstens bis Mitte September;

– herzlichen Gruß bis zum Wiedersehen!

Ihr ergebenster

GGröber.


1 Schuchardt, „Astur. ,cabo‘?“, ZrP XXII, 1898, 394-397; „Ital. ,toccare‘ u.s.w.“, ibd. 397; zu den Einhelheitn des Disputs vgl. Ascolis Brief HSA, Lfd.Nr. 148-00312a vom 20.7.1898 und Schuchardts Antwort (Lfd.Nr. 149-B26_25) mit dem Kommentar von Klaus Lichem und Wolfgang Würdinger. – Doch schon bald glätteten sich die Wogen zwischen beiden wieder, wie die nachfolgende Korrespondenz lehrt.

2 Vgl. Lfd.Nr. 098-04097.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04098)