[Poststempel: STRASSBURG ELSASS RUPRECHTSAU 8-3-83]Die Postkarte stammt vom Jahr 1883, denn warum sollte Gröber fünf (!) Jahre später die Sonderabzüge zustellen? Allerdings hat
[Wolf, ](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.1600)Nachlaß, 197
richtig gelesen. Der Stempelabdruck 1888 kann jedoch nicht stimmen; vgl. Lfd.Nr. [40-04039](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5857), wo es um die
[Sittl’sche Rezension](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.436)
geht.
Verehrtester Herr Coll.
Das 4. Heft des VI. Bds. der [Zeitschrift](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.subjects#S.3085) wird dieser Tage ausgegeben; die Abzüge der [Besprechung der Sittl’schen Schrift](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.436)
Gustav Meyer / Hugo Schuchardt, „[[Rez. von:] Dr. Karl Sittl, Die lokalen Verschiedenheiten der lateinischen Sprache mit besonderer Berücksichtigung des afrikanischen Lateins](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.436)“, ZrP VI, 1882, 608-628.
müssen Ihnen in Kürze zugehen. – Entschuldigen Sie, dass ich nicht schon früher auf Ihre Karte geantwortet habe, mit der Sie mir einige Bedenken bez. meiner Notiz über lz ng
= ls ns mitheilten.Bezug nicht geklärt! 1) lz nz bringt auch ns stets hervor statt beabsichtigtem ls ns, wenn ich
l
u. n
energisch artikulire, d. h. die Zunge fest anstemme (also ihr die für die t-Articulation nöthige Stellung gebe) an die Zahnreihe oder an den festen Gaumen; ich bringe dagegen ohne Mühe ls u. ns hervor, wenn ich n u. l
schwach articulire, den Vorschluß also so unfest mache, daß das Explosiv-t
nicht möglich, vielmehr die Zunge die Stellung für s bei der l u.
n-Articulation schon beinahe einnimmt u. nur eine kleine Erweiterung noch nöthig ist um
s
ertönen zu lassen. Jenes unfest articulirte
l scheint mir verbürgt 1) durch die Unterscheidung von l suau u. l fort in den Leys d’amors 2) durch die verschiedene Entwicklung von a) ls in l + s gegenüber b) ll + s im Provenzalischen: a wird zu us, b) wird zu lfs). – Eine doppelte Articulation des n hat im [Frz.](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.languages#L.226) u. [Prvz.](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.languages#L.302) aber auch bei Voc[al] n u. Cons (+ s) stattgehabt (
cfr. manum, manus : pr. mamas, frz. main mains; u. annum annos : pr. an(z) fz. an(z)); die Natur des intervocalen lat. n, das n suau nennen möchte, wage ich nicht genauer zu bestimmen; nöthig ist dies auch nicht, da n unter Mundrundverschluss gebildet werden kann; die für explos. t nicht mehr geeignet sind. – 2) Die Schwierigkeiten bei Annahme von Īts, ñts erkenn ich bereitwillig an, wenn ich die t-Epenthese auf Ī ñ für möglich erklärte, so stützte ich mich a) auf die provzal. Reimtrennung bei soltz (solidus) u. olhz (oculos) und bes. darauf, daß ich Īts, ñts hervorbringen kann, wenn ich das
y-Element hinter l n
sehr verkürzt articulire u. nur, immerhin hörbar, andeute. Spreche ich dagegen y hinter
in il völlig deutlich aus, so komme ich ohne
t direct zu s.
Genußreiche Ferien wünschend
Ihr ergebenster
GGröber.