Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (038-04037)

von Gustav Gröber

an Hugo Schuchardt

Breslau

30. 05. 1880

language Deutsch

Schlagwörter: Druckwesen Korrekturlesen Sprachen in Malakka Max Niemeyer Verlag Zeitschrift für romanische Philologie Suchier, Hermann Hofmann, Konrad (1880)

Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (038-04037). Breslau, 30. 05. 1880. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5855, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5855.


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Verehrtester Herr College.

Wie Sie aus dem Umstand, daß wir jetzt nun schon 2 Monate über den Ausgabetermin für Heft IV, 1 hinaus sind, ohne auch nur den Satz des Heftes fertig zu haben, entnehmen können, ist der Druck der gesetzten Bogen des Heftes nicht mehr aufschiebbar. Der Setzer, der sein Material noch für andere Arbeiten verwendet und allein 3 Bogen der Zeitschr. im Satz stehen hat, muß Schrift frei machen, um das ihm für IV, 1 gesandte Manuscript auszusetzen. Ich konnte ihn daher nur für den Fall, daß eine weitre Verzögerung in der Ausgabe des Heftes dabei nicht zu gewärtigen ist, veranlassen, mir auch eine Revision von Bogen 9 zu senden, (Bogen 10 muß ich ihm zu revidiren überlassen), da bei Uebersendung an Sie wenigstens 7 Tage mehr erfordert würden. Ich werde aufs Genaueste revidiren. –

Der Hofmann‘sche Artikel1 ist aus Suchiers2 Händen in die Druckerei gegangen; aus dem Abzug, der Ihnen vorgelegen, lerne ich heute erst den Artikel kennen. Jetzt ist es zu spät die Cursivschrift in der Weise in demselben anzuwenden, wie es in der Zeitschr. üblich ist; ich konnte nur versuchen, einige Consequenz in Hofmanns System hineinzubringen. (Ich kann nicht dafür, wenn bei Veränderung der Schriftart auch vom Setzer Fehler entstehen; ich kann bei der Kürze der Zeit von Bogen 10 nicht selbst mehr die Revision vornehmen. Hier sehen Sie eine der Fehlerquellen der Zeitschr.; die von den Mitarbeitern der Zeitschr. so leicht verstopft werden könnte). – Ihre Erklärung des i im 1. Sgl. Präs. Ind. ist3 mir durchaus neu und scheint mir im höchsten Grade erwägenswerth. Entsteht aber i nicht in sichern Fällen aus dem Etymon (vei = vides etc.)? Ist man dann Analogiewirkung anzunehmen nicht ebenso berechtigt? Und müßte das i, wenn aus ego erwachsen, nicht ebenso alt sein, als die Nachsetzung der Personalpronomina, die in der Aussage in den Roman. Sprachen unüblich ist, wie dann in aeltester Zeit das Verbum finitum das Personalpronomen nicht zum ständigen Begleiter hat.

Herzlichst grüßend Ihr
GGr.

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1 Konrad Hofmann, Bespr. von Poema del Cid, hrsg. von Karl Vollmöller, Halle 1879 sowie Ein spanisches Steinbuch, ebenfalls von Vollmöller, ZrP 4, 1880, 156-159.Hofmann (1819-1890) war seit 1853 Germanist und Romanist in München.

2 Suchier, der in Halle a. S., dem Sitz des Niemeyer-Verlags lehrte, hat Gröber gelegentlich bei der Korrektur der ZrP unterstützt.

3 Vgl. Schuchardts Besprechung Försters in Lfd.Nr. 037-04036.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04037)