Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (028-04027) Gustav Gröber Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.5842 028-04027 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 04027 Gustav Gröber Papier Brief 2 Seiten Breslau 1878-10-23 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2017 Die Korrespondenz zwischen Gustav Gröber und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Gustav Gröber Breslau 1878-10-23 Hugo Schuchardt Poland Wroclaw Wroclaw 17.03333,51.1 Korrespondenz Gustav Gröber - Hugo Schuchardt Korrespondenz Gebr. Henninger Publikationsvorhaben Sammlungsauftrag Sendung unter Kreuzband (Drucksachen) Eduard Weber's Verlag Englisch (Neuseeland) Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Breslau, 23. October 1878 Verehrtester Herr College.

Leider war es mir nicht möglich Ihnen für Zusendung der kelt. BriefeVgl. Lfd.Nr. 027-04026 umgehend, wie ich gewünscht, zu danken; auch Ihren zweiten Brief vom 16. d. M. konnte ich nicht sogleich beantworten, da ich neben einer Menge Zeitschriftcorrecturen jetzt nun auch die neue Bibliographie Zeitschrift für romanische Philologie. Hrsg. von Dr. Gustav Gröber, Professor an der Universität Breslau. 1877. Supplementheft I, Bibliographie 1875/76, Halle 1878: „Die Bibliographie über die in den Jahren 1875 und 76 bez. 1870-76 auf dem Gebiete der romanischen Philologie erschienenen Werke, ursprünglich bestimmt den Schluss des 1. Bandes der ,Zeitschrift für Romanische Philologie‘ zu bilden, umfasst in ihrer vorliegenden selbständigen Gestalt, die ihre Berechtigung in der gegen Erwarten grossen Zahl zu verzeichnender Werke finden, überdies die Benutzbarkeit der Zusammenstellung wesentlich erhöhen wird, alle romanistischen Publicationen und mit romanischer Philologie in Beziehung stehenden Werke aus den genannten Jahren, soweit sie dem Herausg. bekannt geworden sind und nicht der Tagesliteratur angehören oder lediglich Schulzwecken dienen […]“. herzustellen hatte, die mir noch immer viel Zeit kostet.

Das Grammatikunternehmen tritt nun doch ins Leben, – nicht durch meine oder der Gebr. Henninger Abgeneigtheit gegen eine Auseinandersetzung mit Flittner-Foerster, Julius Flittner hatte 1878 den Bonner Verlag Weber übernommen; über seine Kontakte zu Schuchardt und seinen Plan einer Sammlung romanischer Grammatiken informiert detailliert Melchior Luca, „Briefe des Verlegers Julius Flittner an Hugo Schuchardt“, in: Bernhard Hurch (Hg.) (2007-). Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter http://schuchardt.uni-graz.at/id/letters/1498. sondern hauptsächlich deshalb, weil von beiden erst nach so langer Zeit Auskunft auf an sie gerichtete Anfragen erfolgte, daß inzwischen die Zusagen zur Mitarbeit von andrer Seite,  – so von Coelho (portug.) u. C. Michaelis (span.) eingelaufen, und die von Gebr. Henninger versandten Prospecte bereits in die Oeffentlichkeit gedrungen waren. Ueberdies zeigten in ihren später eingegangenen Zuschriften Flittner und Foerster sich ebenso wenig zu genauerer Auskunft wie zu Vereinbarungen erbötig; Foerster erklärte vielmehr Gebr. Henninger, daß er die Concurrenz für kein Unglück halte; erstre waren deshalb um so weniger zu bestimmen ihre Verhandlungen mit den Bearbeitern der Gr. rückgängig zu machen, und so wird die Sache ihren Gang gehen.Am 16.12.1878 schreibt Foerster an Ascoli, er möge sich völlig frei fühlen und Flittner den Verlagsvertrag zurücksenden. „Schuchardt hat mir auf meine Anfrage geantwortet, dass er von dem Augenblickee an den Gedanken an eine walach. Grammatik u. sonstige Mitarbeiterschaft aufgegeben habe, als er Gasters Aufsatz über rumän. Vocale im Gröberschen Journal gelesen, er könne mit dem eingeborenen nicht concurriren. – Flechia würde gerade jetzt Arbeit wolthun u. wenn er am Anhange nicht mitarbeiten will, so sollte er sofort beginnen, Mscpt. für die ital. Specialgrammatik zu machen. Oder will er die letztere auch nicht machen??“ ( Willi Hirdt [Hrsg.], Romanistik eine Bonner Erfindung. Teil II: Dokumentation, Bonn 1993 , Brief 8, 1010). Bei Flittner sollen übrigens erst für frz. pr. ital . u. rum. Bearbeiter vorhanden sein.

Die erneute Anfrage an Sie bez. der Uebernahme der Ital. Gram. hatte ich eigentlich über mich genommen; nur durch ein Misverständniß kann es geschehen sein, daß Ihnen Gebr. Henninger eine solche gesandt. Ich hatte Ihnen ja Aufschlüsse über den Lauf der Verhandlungen mit Flittner-Foerster zu geben, und mich wegen des Festhaltens an dem Plane zu rechfertigen. Das erneute Ansuchen um Ihre Mithilfe war daher jedenfalls in andrer Form beabsichtigt. Freilich konnte es auch in solcher keinen günstigen Erfolg haben, da die von Ihnen beabsichtigte Reise sie jedenfalls unmöglich macht.Vgl. dazu Bibl.Nr. 04558, Gebr. Henninger an Schuchardt, Heilbronn, 12.10.1878: „Vom Inhalt Ihres Schreibens vom 10. d. M. haben wir s. Z. mit großem Bedauern Kenntnis genommen, auch H. Prof. Groeber davon Mittheilung gemacht; derselbe veranlaßt uns nun, da er auf Ihre Mitwirkung bei dem Unternehmen großen Werth legt, Ihnen nochmals in dieser Angelegenheit zu schreiben, und den Antrag, Sie möchten die ital. Grammatik übernehmen, erneut Ihrer Erwägung zu unterbreiten. Herr Prof. Groeber hat nämlich erfahren, daß Sie für Flittner eine rumänische Grammatik übernommen haben u. würde, wenn das der Fall, diese Zusage doch kaum ein Hinderniß sein können, uns, bez. H. Prof. Groeber die Ausführung der ital. Grammatik zuzusagen. Durch jene Arbeit dürfte eine Mitwirkung bei unserem Unternehmen nicht ausgeschlossen sein, welches Ihnen auch hinsichtlich der Zeit der Vollendung reichlich Spielraum läßt. Durch die jetzt erfolgte Zusage der span. Grammatik an Frau Michaëlis, welche gleichzeitig für die portug. Grammatik Vorschläge macht, hat die Entwicklung unseres Unternehmens inzwischen erwünschte Fortschritte gemacht; wenn Sie sich noch zur Uebernahme des Italienischen entschließen, worauf Herr Prof. Groeber rechnet, weshalb dafür seither keine Schritte nach anderer Seite geschehen sind, wären dann die wichtigsten Grammatiken als übernommen zu betrachten“. Es bleibt uns daher nun leider nichts übrig als Gebrauch von einer Empfehlung Tobler s zu machen, der bevor er sein Wörterbuch abgeschlossen hat, selbst nichts Größres unternehmen zu können erklärte, und für das Italienische Dr. Gaspary Adolf Robert Gaspary (1849-1892), Italianist in Berlin; Schüler Toblers, 1891 o. Prof. Göttingen (Amt aus Krankheitsgründen nicht mehr angetreten). in Vorschlag bringt, zu dem er das allergrößte Vertrauen hat. Es würde also diesem der jedenfalls schwierigste Theil der ganzen Grammatikensammlung zuzuweisen sein, – hoffentlich wird er dabei Tobler s Unterstützung in Anspruch nehmen können. Tobler war, wie gesagt, nicht zu gewinnen, obwohl er mit dem Plane einverstanden ist, und so ging die franz. Grammatik an Neumann Fritz Neumann (1854-1934), Romanistikprofessor in Freiburg i. Br. und (ab 1890) Heidelberg. über, der schon, bevor noch Aufforderungen zur Mitarbeit an der Sammlung erlassen waren, mit Gebr. Henninger wegen Verlags einer (später in andrer Form angekündigten) altfr. Grammatik in Unterhandlung getreten war. Uebrigens ist mir der weitgehendste Einfluß auf seine Arbeit eingeräumt, er nimmt es mit den Vorarbeiten sehr gründlich, und so kann ich vielleicht hoffen, daß er etwas Solides und in den Rahmen der der Grammatiken Passendes liefert. Seine germanistischen Studien, dazu Keltische, für die ihm Windisch Ernst Windisch (1844-1918), Sprachwissenschaftler, Sanskritist, Keltist, Prof. in Heidelberg, Straßburg und Leipzig. zur Seite stehn wird, werden seiner Arbeit jedenfalls förderlich sein.

Wegen Uebernahme der Rumänischen Grammatik haben sich Gebr. Henninger, wohl schon im August, an Jarník Jan Urban Jarník (1848-1923), tschechischer Romanist, seit 1882 Prof. in Prag. gewandt. Eine Antwort haben sie noch nicht erhalten. Sollte ihm Henningers Brief nicht zu gekommen sein, und ist Ihnen wohl bekannt, ob er einer Aufforderung zur Uebernahme des Rum. überhaupt entsprechen würde? Ich würde mich dann sogleich an ihn wenden. Wäre er bereit, so gälte es nur noch einen Bearbeiter für das Rhätorom. zu finden, sowie für das Catal., (was übrigens ja in der Prov. Gram. mit behandelt werden dürfte), – ob wohl Cornu Jules / Julius Cornu (1849-1919), Schweizer Romanist, Prof. in Prag u. Graz (Nachfolger Schuchardts). für das erstre zu gewinnen wäre? Ich versäumte aber Ihnen auch für die beiden Nummern der N. fr. Presse Schuchardt, „Eine portugiesische Dorfgeschichte“, Neue Freie Presse (17. Mai 1878) . [Archiv-/Breviernummer: 109]; Schuchardt, „Bessarabien (ein Nekrolog)“, Neue Freie Presse (23. Juli 1878) . [Archiv-/Breviernummer: 110]. mit den beiden Aufsätzen von Ihnen zu danken. Vielleicht interessiert Sie ein zwar in der Zeitschrift stehender, aber Ihnen wohl erst in 8 Tagen (im 3/II Heft) zugehender Artikel von Gaster über die rum. Gutt. Moses Gaster, „Zur rumänischen Lautgeschichte. Die Gutturalen“, ZrP 2, 1878, 355-388. den ich Ihnen unter Kreuzband sende, u. über den ich gern Ihr Urtheil hören würde. Mit eigner Arbeit kann ich heute leider nicht danken.

Hierbei noch eine Anfrage: haben Sie sich vielleicht etwas zur Rumänischen Bibliographie 1877 aufgezeichnet, – kurze Beurtheilungen z. B., die ich mit Ihrem Namen unter die Titel setzen könnte? Es ist freilich, wie es scheint, wenig erschienen, und selbst die Artikel der ColumnaVgl. Lfd.Nr. 010-04009. 1877 boten vielleicht keine besondere Gelegenheit zur Beurtheilung dar.

Mit herzlichsten Grüßen Ihr ergebenster GGröber.