Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (001-04000)

von Gustav Gröber

an Hugo Schuchardt

Breslau

16. 09. 1876

language Deutsch

Schlagwörter: Max Niemeyer Verlag Rivista di Filologia Romanza Zeitschrift für romanische Philologie Jahrbuch für Romanische und Englische Literatur Gründung von Zeitschriften Baldinger, Kurt (1995)

Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (001-04000). Breslau, 16. 09. 1876. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5814, abgerufen am 17. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5814.


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Breslau, 16. September 1876
Alexanderstraße 32

Geehrter Herr College!

Im neuen Jahre soll bei Niemeyer in Halle und unter meiner Redaction eine Zeitschrift für Romanische Philologie erscheinen,1 die bestimmt ist den Ausfall an romanischen Journalen, der durch das Aufhören des „Jahrbuchs“2 und der, (wie ich höre, mit dem laufenden Bande ebenfalls eingehenden) „Rivista di fil[ologia] rom[anza]“3 eintreten wird, zu decken. Als Mitarbeiter werden nicht nur deutsche, sondern auch die ausländischen Romanisten gedacht, an die wie an jene die Aufforderung zur Theilnahme an dem Unternehmen ergeht, und deren Beiträge, wenn in einer Romanischen Sprache verfasst, in dieser Aufnahme finden. Den Inhalt der Zeitschrift, die im Gegensatz zum „Jahrbuch“4 die philologische und linguistische Seite unsrer Disciplin betreut, sollen Abhandlungen, Miscellen, Recensionen (honorirt pro Bogen mit 25 Mark) und Texte (20 Mark pro Bogen) ausmachen, jedem 4. Vierteljahresheft soll eine vollständige Bibliographie der Romanischen Novitäten des Vorjahres beigegeben werden. Die Ausstattung der Zeitschrift soll eine elegante sein, die Ausgabe der einzelnen Hefte – im ersten Jahre am Schlusse des Quartales – soll pünktlichst erfolgen, das erste Heft Ende März ausgegeben werden.

Alle erforderlichen Vereinbarungen, die die buchhändlerische Seite des Unternehmens betreffen, sind bereits mit Niemeyer getroffen,5 Beiträge sind in Folge vorläufiger Umfrage schon von mehrern Seiten zugesichert, ich hoffe zuversichtlich, daß die in diesen Tagen an die Fachgenossen zu richtenden oder gerichteten Aufforderungen zur Unterstützung der Zeitschrift von Erfolg begleitet sein werden. Auch Ihnen, geehrtester Herr College, glaube ich unter den ersten Mittheilung von dem Plane machen zu sollen und Sie um eine recht thätige Theilnahme an der projectirten Zeitschrift, über deren Nothwendigkeit mir kein Zweifel zu bestehen scheint, und die von jeder Nebentendenz frei rein der Sache gewidmet sein soll, bitten zu dürfen, |2| ja ich darf vielleicht der Hoffnung sein, daß sich Ihre der Zeitschrift nicht wohl entbehrliche thätige Antheilnahme schon in einem Beitrage zu dem ersten oder den ersten Heften bekunden werde, und daß Sie gestatten Ihren Namen unter den Mitarbeitern, falls eine Nennung solcher beabsichtigt werden sollte, aufzuführen. Ein Prosperiren des Unternehmens, Dauer und würdige Haltung scheinen mir nicht in Frage gestellt, wenn sich ihm kein zu seiner Unterstützung Berufner entzieht, wie dies vielfach beim „Jahrbuche“ der Fall gewesen ist, eine öffentliche Ankündigung des Projectes wird erst dann erfolgen, wenn eine allseitige Theilnahme in- und ausländischer Romanisten an der Zeitschrift gesichert ist, zu wünschen aber ist, daß sie derselben recht bald gewiß werde, und deshalb erlaube ich mir die ergebene Bitte an Sie zu richten, mich recht bald durch eine Zusage und durch Ihre Zustimmung zu dem Unternehmen erfreuen zu wollen. Auch für Mittheilung etwaiger Wünsche, die Sie in Betreff einer neuen romanischen Zeitschrift sagen könnten, würde ich Ihnen sehr dankbar sein.

Ihr ergebenster
GGröber


1 Zu Einzelheiten vgl. Baldinger, „Der Max Niemeyer Verlag und die Romanistik“, 1995, 167f.

2 Vgl. den Briefwechsel Schuchardts mit Ludwig Lemcke, HSA, Lfd.Nr. 1-06375f.

3 Die Rivista di filologia romanza, dir. da L. Manzoni, E. Monaci und E. Stengel, erschien von 1872-75 zweimal in Imola (Tip. d’Ignazio Galeato e figlio). Der Eröffnungsband enthält ein wichtiges „Proemio“.

4 Jahrbuch für romanische und engische Literatur, von Ebert und Wolf gegründet, existierte von 1859-71; vgl. die Korrespondenzen von Adolf Ebert und Ludwig Lemcke mit Schuchardt. Curtius betont in seiner Würdigung Gröbers zu Recht den Einfluss, den Adolf Ebert auf diesen ausgeübt und der selber als Zeitschriftenherausgeber und Handbuch-Direktor Wesentliches für die Romanistik seiner Zeit geleistet habe.

5 Über der Zeile ergänzt, statt gestrichen „vereinbart“.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04000)