Wien 17. März 1882
Geehrtester College!
Woher ich die Notiz betreffs der Bibliothek v. Rio de Janeiro habeVgl. Lfd.Nr. [01-07571](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5750). weiß ich nun selbst nicht mehr; ich notire mir solche Sachen nur zu dem Zwecke um sie vorkommenden Falles benutzen zu können. Hoffentlich wird Ihnen Dr Almeida de Nogueira
Baptista Caetano Almeida Nogueira (1826-1882), brasilianischer Dichter und Historiker; da er im Jahr der Abfassung dieses Briefes starb, dürfte kein Kontakt mit Schuchardt zu Stande gekommen sein, in dessen NL auch keine Korrespondenz Almeida Nogueiras nachweisbar ist. antworten.
Über das Russische in Asien weiß ich leider nichts; ich glaube auch nicht daß ein Misch-Jargon dieser Art existirt.Schuchardt hatte wohl auch bei F. Müller um Nachrichten zum sog. [Dialekt von Maimatschin](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.languages#L.936) nachgefragt, wie er es bei einer Reihe anderer Korrespondenten (
Baudouin, Miklosich, Jagić,
Gabelentz,
Alexandrow und anderen getan hat. Im Jahre 1884 veröffentlicht er dazu schließlich eine kleine Schrift auf Russisch (
[
Maimachinskoenarechie](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.256)
, in Russkii filologicheskii vestnik 4 318-320. Es handelt sich dabei um eine [russisch-chinesische Verkehrssprache](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.languages#L.934) an der Grenze
Südsibiriens zur
Mongolei. (Vgl. dazu auch die
[
Übersetzung](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.824)
von A. Ditchkovskaya.) – Warum ist es in Indien
zu einer solchen Mischsprache nicht gekommen?
Ich habe leider diesen Fragen bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt – sonst würde ich auch manches Buch dieser Richtung besitzen und Ihnen aushelfen können – Ich denke
Pott
August Friedrich Pott (1802-1887), bedeutender Sprachwissenschaftler und Indogermanist an der [
Univ. Halle](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.subjects#S.277); erhalten ist nur ein Brief an Schuchardt (Lfd.Nr. [08984](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2491)), der allerdings bereits vom 18.9.1872 stammt. Pott war Referent der Hallenser Fakultät im Berufungsverfahren von Schuchardt und verfaßte dazu eine längere [
Stellungnahme](http://schuchardt.uni-graz.at/hugo-schuchardt/lebensdokumente/berufungsakte-professur-halle#1), die hier einsehbar ist. müsste Einiges aus dieser Literatur besitzen, ebenso
Teza
Emilio Teza (1831-1912), ital. Sprach- und Literaturwissenschaftler in Bologna,
Pisa und
Padua. Insgesamt umfaßt der Briefwechsel zwischen Schuchardt und
Teza 80 Korrespondenzstücke, die einerseites an der [UB Graz](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.subjects#S.4374), andererseits an der Biblioteca Marciana in Venedig vorliegen und der sich über den Zeitraum von 1879 - 1905 erstreckt. Und schon der erste erhaltene Brief beginnt mit der Anrede "Verehrter Freund", was darauf schließen läßt, daß der Beginn der Korrespondenz noch weiter zurückliegt. Auch zitiert Schuchardt Tezas
[
](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.bibliography#BIBL.1992)Dialetto Curassese
aus dem Jahr 1863 bereits in der Leipziger Probevorlesung von 1872. -- Haben Sie sich an diese Herrn bereits gewandt?
Mit den besten Grüßen
Ihr
ganz ergebener
F.Müller