Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (298-166)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

25. 05. 1913

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes Zeitschrift für romanische Philologielanguage Semitische Sprachen Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Bonaparte, Louis Lucien Urquijo Ybarra, Julio de Karras, Ehrhardt Wien Schuchardt, Hugo (1913) Schuchardt, Hugo (1913)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (298-166). Graz, 25. 05. 1913. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5723, abgerufen am 24. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5723.


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G., 25.5.13

Sehr geehrter Herr und Freund,

Ich danke Ihnen nun auch für die Zusendung der Artikel aus RB VI, 4. Ich habe die Namen für „Donner“ wieder durchgesehen und bedauere keine Form mit ostr- gefunden zu haben. Azkue nämlich hat ostroi Donner, aber die Stammhaftigkeit des r ist mir nicht sicher (in ostrail͂aka usw. wegen ostraku = ost-arku sogar unwahrscheinlich) und doch wäre mir ostr- sehr erwünscht gewesen wegen eines astir Himmel, dem ich zu Afrika begegnet bin. Auch hier wie in allen Dingen wird Resignation notwendig sein. – Die Aufzeichnungen |2|Bonapartes bereiten mir noch eine andere Unannehmlichkeit; Sie zwingen mich zum Eingeständnis meiner Unwissenheit oder doch Vergeßlichkeit in bezug auf die trop fameuse langue des Mages; ich kann der Sache um so weniger nachkommen als mir das Mittel fehlt den Zeitpunkt des dernier fragment de l’Academyfestzustellen.

Ich bin mit dem Abschluß meiner „Baskisch-hamitischen Wortvergleichungen“ beschäftigt. Das Verzeichnis ist fertig, muß aber genau nachgeprüft und auch ergänzt werden; sodann eine ganz kurze Einleitung dazu geschrieben werden. Leider muß ich diese letzte Arbeit auf einige Tage unterbrechen da ich am 28 auf zwei oder drei Tage nach Wien reise. |3| Ich hoffe aber baldigst nachher mein Schmerzenskind auf die Reise schicken zu können, ich bitte Sie und de U. nicht darüber zu lachen wenn ich es als Brief mit Wertangabe abgehen lasse. Es wird etwas über 250 gr. wiegen, aber kaum mehr als 2 Druckbogen ausmachen (ich gebrauche ja sehr schweres Papier und habe weitläufig geschrieben). Wenn es nur bald gesetzt würde, damit ich die Korrektur auch bald (das heißt: mit größerer Wahrscheinlich. überhaupt) besorgen könnte! Man verwöhnt mich jetzt wegen meines hohen Alters. Meine beiden letzten Arbeiten sind unmittelbar in die Druckerei gewandert (Wiener Zeitschr. f. K. des Morgenlands: „Besprechung |4| einer nubischen Evangelienübersetzung“ und „Das Meroitische“, beide für weitere Kreise ungenießbar). In andern Zeitschriften, wie der von mir seit 1876 bedienten „für romanische Philologie“ muß ich freilich Queue machen, und das ist ja im Grunde auch recht und billig. In den Sitzungsberichten unserer Akademie könnte ich auch sofort Platz nehmen, da die Abhandlungen mit eigener Pagination gedruckt und die Separata den Verfassern noch vor der Versendung der Sonstigen Exemplare übermittelt werden. Aber ich ziehe es bei weitem vor daß diese Arbeit in der RB. gedruckt werde, obwohl sich vielleicht einige typographischen Schwierigkeiten ergeben. Doch schrieb mir Karras schon vor einem halben Jahr daß er die |5| Typen ḍ ṭ ḥ h1 ṣ besitzt. Wahrscheinlich nur in einer Größe, dann müßte man im vorhinein bei den semitischen u.a. Wortformen diese Größe adoptieren.

Wann gehen Sie nach den Aldudes und wie lange werden Sie dort bleiben? Und wann werden Sie sich in den Ostalpen blicken lassen?

Mit herzl. Gruß

Ihr

H. Sch.


1 Mit einem nach unten offenen Bogen darunter.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Fondo Lacombe (Euskaltzaindia). (Sig. 166)