Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (285-161)
von Hugo Schuchardt
04. 12. 1912
Deutsch
Schlagwörter: Amharisch Baskisch Darricarrère, Jean Baptiste Paris
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (285-161). Graz, 04. 12. 1912. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5710, abgerufen am 08. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5710.
G., 4.12.12
Sehr geehrter Herr und Freund,
Sie haben lange nichts von mir gehört; wahrscheinlich habe ich Ihnen noch für Manches zu danken. Heute schicke ich Ihnen Ihre Auszüge aus d’Abbadies Vorrede zu seinem amh. Wtb. zurück; die Übereinstimmungen zwischen dieser Sprache und dem Baskischen sind so allgemeiner Art daß sich nichts daraus folgern läßt. Eben ist in meine Hände gelangt das von der Wiener Akad. veröffentlichte stattliche Buch Conti Rossini’s: La langue des Kemant en Abyssinie. In der Vorrede spricht er von den Reisetagebüchern von A. d’Abbadie, in denen er eine große Menge philologischen Materials entdeckte – „un véritable trésor enfoui, qu’on venait de reporter à la lumière. Avant de partir de Paris, je fis une copie des parties, qui m’intéressaient de plus au point de vue philologique… Je me propose de faire |2|photographier, d’ici peu, tout de reste.’ – !
Sehr auffällig ist mir daß er sich darüber beklagt, die von J. Halévy gesammelten Materialien über das Dembia nicht haben benutzen zu können – „parce que la publication de M Halévy est devenue des plus rares“. Und er sollte sie nicht in Paris sich wenigstens leihweise zu verschaffen im Stande gewesen sein?
Darricarrère hat mir seine neueste Broschüre geschickt. Es ist trostlos, nicht sowohl für die Wissenschaft – die geht ruhig an ihr vorüber – als für ihn selbst. Wenn man nur den armen Menschen der doch gewiß Niemanden hat der ihm Beifall klatscht, von seiner Manie heilen könnte! Könnte man ihn nicht z.B. fragen warum er nicht zuallererst an lambere, span. lamer bei bask. lamikatu gedacht hat?
Ich gedenke immer des Baskischen und nicht selten sprießt mir auf afrikanischem Boden ein Blümchen das ich ins baskische Wörterbuch einlege.
Mit herzl. Gruß Ihr
H. Sch.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Fondo Lacombe (Euskaltzaindia). (Sig. 161)