Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (273-157)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

03. 09. 1912

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basqueslanguage Semitische Sprachenlanguage Baskisch Protat, L. Urquijo Ybarra, Julio de

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (273-157). Graz, 03. 09. 1912. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5674, abgerufen am 16. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5674.


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Graz, 3. Sept. ’12

Sehr geehrter Herr und Freund,

Ich danke Ihnen für die Bemühung die Sie wiederum meinen letzten Artikeln gewidmet haben; ich sende die beiden Blätter an die Protats mit einer kleinen Verspätung – es kamen mir andre dringende Dinge dazwischen – zurück, indem ich um eine Revision bitte. Es war noch viel zu korrigieren, besonders deshalb weil verschiedene Typen fehlten; aber auch in meinem Mskr. standen einige Fehler.

Herr de Urquijo hat meinen Aufsatz sofort an die Druckerei gesandt, zu raschester Erledigung; aber ich befürchte, es wird doch schließlich etwas langsam gehen, wiederum wegen der Typen mit diakritischen Zeichen ( , , usw.) die sich bei semitischen und afrikanischen |2| Sprachen eben nicht vermeiden lassen.

Wenn es meine Kräfte erlauben will ich in den nächsten Monaten mit dieser Sache tabula rasa machen, nämlich meine „Baskisch-afrikanischen Wortvergleichungen“ ans Licht bringen. Es geht mir hiermit wie mit allen meinen Arbeiten; den Stoff bringe ich leicht zusammen, und zwar nicht bloß die rudis indigestaque moles1 auch schon den durchdachten Stoff – aber die äußere Formung, das Ausfeilen, das Revidieren bereitet mir stets viele Mühe, kostet mich viel Zeit.

Die Hauptwurzel des Baskischen liegt jedenfalls in Afrika – zu dieser Überzeugung hat mich langes Studium geführt. Hoffentlich erschrecken die Basken nicht bei dem Gedanken einer entfernten Sprachverwandtschaft auch mit Völkern die anthropologisch weit von ihnen abstehen.

|3| An das anthropologische Problem rühre ich gar nicht; es ist ein sehr schwieriges. Ich habe mich gerade mit einem Buche beschäftigt, in welchem angenommen wird, daß die Hamiten, wie die Semiten und die Arier der weißen Rasse angehörig, vom Norden Afrikas bis zu dessen Südspitze vorgedrungen wären und sich unterwegs „vernegert“ hätten. Dergleichen kann man mit den bisherigen Mitteln weder beweisen, noch widerlegen.

Mit herzl. Gruß

Ihr ergebener

H. Schuchardt

Eben erhalte ich eine Karte von de Urquijo; die Protats haben die von mir angewendeten Charaktere nicht in den Typen der R.B.; sie werden daher kleinere (10 ital. elzevir) benutzen für den ganzen Artikel! Mir sehr willkommen!


1 „rohe und gestaltlose Masse“, Ovid, Met. I,7.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Fondo Lacombe (Euskaltzaindia). (Sig. 157)