Friedrich Kluge an Hugo Schuchardt (24-05600)
von Friedrich Kluge
an Hugo Schuchardt
09. 06. 1908
Deutsch
Schlagwörter: Zeitschriften-Beitrag Formale Aspekte der Korrespondenz Verlust von Korrespondenz Publikationsanfrage Sprachprobe Baskisch Thurneysen, Rudolf
Zitiervorschlag: Friedrich Kluge an Hugo Schuchardt (24-05600). Freiburg im Breisgau, 09. 06. 1908. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5625, abgerufen am 29. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5625.
Freiburg, den 9. Juni 19081
Verehrter Herr Kollege!
Ich möchte mir heute erlauben, Sie auf das umstehende kleine Glossar des Baskischen aufmerksam zu machen.2 Ich weiß nicht, wie alt die Baskischen Sprachdenkmäler sind, und ob das kleine Wörterverzeichnis schon bekannt ist. Es stammt aus Arnold von Harffs Pilgerfahrt (1496-1499): S. 227 Cöln 1860 Verlag von J. M. Heberle (H. Lempertz).3
Der Reisende hat allerlei kleine Glossare aus den verschiedenen Sprachen aufgezeichnet, die bisher nicht ausgenutzt sind. So habe ich Thurneisen4|2| auf das bretonische Verzeichnis hingewiesen, das bisher unbekannt geblieben ist. Wenn Sie das beiligende Glossar nicht selber bearbeiten wollen, (falls es bisher unbekannt ist) so bitte ich Sie ergebenst, irgend jemand damit betreuen zu wollen.
Ich benutze diese Gelegenheit gern, Sie wieder einmal um einen Beitrag für meine Zeitschrift zu bitten und verbleibe mit den besten Grüßen und Wünschen
Ihr stets ergebener
Kluge
Pascaysche spraich. (S. 227)5
ogea, broyt
arduwa, wijn
oyra, wasser
aragi, fleysch
gasta, keyss [= Käse]
gaza, salz
oluwa, hauer [= Hafer]
huetza, stroe
norda, war is dae
schambat, wat gilt dat
hytzokosanma, eyn wirt
gangon, dissila, got gheue dir guden morgen
[=geb]
schatuwa ne tu so gausa moissa, schoin junfrau kumpt bij mich slaeffen
bat, eyn
|4|bij, tzwey
yron, drij
lae, vier
boss, vunff
see, sees
sespe, seuen
tzortzey, acht
wede atzey, nuyn
hammer, tzien.
1 Nach sechsjährigem Schweigen (oder Briefverlust?) wird die Korrespondenz zwischen Kluge und Schuchardt fortgesetzt. An die Stelle seiner eigenwilligen lateinischen Schrift mit unorthodoxer Orthographie treten jetzt mehr oder weniger regelmäßige altdeutsche Schriften, vermutlich von Mitarbeitern oder auch der dritten Ehefrau Anna geb. Blasberg, denen der inzwischen weitgehend erblindete Kluge diktierte.
2 Vgl. Lfd.Nr. 018-020 (Schuchardt an Georges Lacombe, 22.7.1908): „In diesen Tagen machte mich ein Kollege auf das bask. Glossar in A. von Harffs Pilgerfahrt (1496-1499) S. 227 aufmerksam. Dasselbe ist ja schon bekannt, wider Erwarten habe ich aber nicht feststellen können, wo es veröffentlicht ist (in der Rev. de lingu.?) Wissen Sie es vielleicht?“ – Vgl. auch den Brief Jean-Joseph Saroϊhandy an Schuchardt vom 12.11.1922 (Lfd.Nr. 3-09944
3 Diese erste Edition der Pilgerfahrt wurde von Everhard von Groote hrsg. u. 2004 bei Olms nachgedruckt.
4 Gem. ist Thurneysen.
5 Zu Einzelheiten vgl. Justo Gárrate Arriola, „El texto vasco de von Harff“, Revista Internacional de los Estudios Vascos = Revue Internationale des Etudes Basques 22, 1931, 242-244.