Arturo Farinelli an Hugo Schuchardt (19-02893)

von Arturo Farinelli

an Hugo Schuchardt

Innsbruck

24. 06. 1898

language Italienisch

Schlagwörter: Universität Innsbruck Universität Straßburg Ministerium für Cultus und Unterricht (Wien) Videsott, Paul ([o. J.])

Zitiervorschlag: Arturo Farinelli an Hugo Schuchardt (19-02893). Innsbruck, 24. 06. 1898. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5456, abgerufen am 03. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5456.


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Leggo a caso che la vedova di Don Francesco Zabálburu conserva i manosc. e le stampe del defunto marito (Suppongo che le lettere al semplice indirizzo: A la viuda de D. F. Z. Madrid andranno a destinazione). 1 Mi recherò fra qualche settimana a Monaco e vedrò di studiare la poesia mistica spagn. e troverò forse quella fonte ch‘Ella desidera.

Sto compilando la biogr. dell'illustre Demattio 2 in alessandrini francesi per divertimento ed istruzione dei romanisti. Ella saprà che per impedire ad ogni costo la mia promozione (sono ancor sempre un maestro d‘abc ,alle scuole elementari‘) pensò di scindere la cattedra: lui si serba la parte concernente l'Italia della quale è digiuno come d’ogni altra, una cosiddetta commissione nominerà quanto prima un puro linguista come profre di filologia romanza ed io veramente in perfido modo sono sfrattato per sempre della ricompensa all'infelice italiano che ebbe caro e studiò la Germ. e l’Austria come forse nessun Italiano! Ma – Solamen miseris socios habuisse malorum.3

Addio, mi conserva la sua benevolenza

Dmo

Arturo Farinelli

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1 Vgl. HSA, Lfd.Nr. 07-02881.

2 Vgl. HSA, Lfd.Nr. 02-02876. Demattio ist nach Farinellis Meinung, nicht ganz zu Unrecht, dafür verantwortlich, dass er in Innsbruck nicht zu dessen Nachfolger ernannt wurde. Videsott, 2008, 52f., 76f. hat die Vorgänge genau aufgeschlüsselt und die wichtigsten Dokumente im Wortlaut mitgeteilt: Seit 1816 hatte es in Innsbruck eine „Lehrkanzel für italienische Sprache und Literatur“ gegeben, die zu dem Zweck gegründet worden war, den zukünftigen Staatsbeamten, Priestern, Ärzten und Lehrern das Erlernen der zweiten Tiroler (Trentino) Landessprache zu ermöglichen. Der letzte Inhaber dieser Professur war Demattio, der am 10.6.1898 aus gesundheitlichen Gründen um seine Entpflichtung nachkam. Wegen der wachsenden Zahl von Romanistikstudenten beantragte er, eine eigene „Lehrkanzel für Romanische Philologie“ neben der italianistischen zu errichten. Für die Besetzung dieser romanistischen Lehrkanzel wurde eine Kommission eingesetzt, der zunächst Demattio vorstand. Farinelli hatte in der Zwischenzeit einen Ruf als Lektor mit der Option eines romanistischen Extraordinariats aus Straßburg erhalten und wandte sich am 20.11.1898 unmittelbar an das Wiener Kultusministerium, ihn in Innsbruck zum Extraordinarius zu ernennen, worauf er den Straßburger Ruf ablehnen werde. Demattio erstellte am 10.12.1898 ein Gutachten über die in die engere Auswahl genommenen Kandidaten nebst Besetzungsvorschlag, wobei er Farinelli überging. Er schloss Farinelli aus, da dieser „nicht für romanische Philologie, sondern nur für romanische Literaturgeschichte habilitiert ist, weil er keine Gymnasialstudien absolvierte“ und weder sein Curriculum vitae noch seine Publikationen eingereicht habe (Videsott, 2008, 77). Auf der Liste standen 1. Theodor Gartner, 2. Johann Alton, und 3. Matthias Friedwagner. Gleichzeitig trat Demattio aus der Berufungskommission aus, weil Farinelli ihn in einem Memorandum an das Ministerium vom 11.11.1898 verunglimpft habe. Die Kommission holte auswärtige Gutachten ein, u.a. bei Schuchardt, der in seiner Stellungnahme vom 29.1.1899 Farinelli verteidigte. „Wenn ich nun weniger sage als Sie von mir erwarten, so gestatten Sie mir, dass ich mich über etwas äussere, wonach ich nicht gefragt worden bin. Unter den von Ihnen in Aussicht genommenen Herren befindet sich A. Farinelli nicht; ich glaube, den Grund davon zu erkennen: man wird sagen, er ist nicht romanischer Philologe. Formell genommen ist das ganz richtig; er ist Vertreter der vergleichenden romanischen (und germanischen) Litteraturgeschichte. Aber wer von uns allen ist denn heutzutage Philologe im vollsten Sinne des Wortes? Die meisten von uns Romanisten kümmern sich so gut wie gar nicht um die Darstellung der neueren romanischen Litteraturgeschichten, und zwar weil sie eben nicht im Stande sind, sich um alles zu kümmern. Keiner aber wird die hohe wissenschaftliche und pädagogische Bedeutung dieser Partie der romanischen Philologie leugnen, und es wäre sehr zu wünschen, wenn ein Mann, der so ausgezeichnete und mannigfache Proben des Wissens und Könnens hier vorgelegt, wie Farinelli, in die Lage käme, einen Lehrstuhl zu erhalten. Seine ausserordentlichen praktischen Sprachkenntnisse (insbesondere auch des Französischen) würden dabei gewiss ins Gewicht zu fallen haben“ (Videsott, 2008, 83-84).

3 „Es ist ein Trost für Unglückliche, Leidensgenossen zu haben“.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 02893)