Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (218-130)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

11. 03. 1912

language Deutsch

Schlagwörter: Gröber, Gustav Tobler, Adolf Urquijo Ybarra, Julio de

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (218-130). Graz, 11. 03. 1912. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5383, abgerufen am 08. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5383.


|1|

Graz 11.3.’12

Sehr geehrter Herr und Freund!

Auf Ihren Brief vom 2. März erwidere ich nur einige Worte.

Das Problem von ortz(i) – der Abfall des ausl. i erregt kein Bedenken – ist ein sehr interessantes und wichtiges, aber auch schwieriges, und ich finde jetzt keine Zeit mich damit zu beschäftigen. Demnächst!

Ein Handbuch der Philologie im Allgemeinen, so wie Sie sich es zu wünschen scheinen, gibt es meines Wissens überhaupt nicht. Ich kenne nur Handbücher, Grundrisse o.ä. für klassische, germanische |2| romanische usw. Philologie. Aber da würden Sie doch und, zwar in jedem Einzelnen, finden was Sie brauchen, ausführliche Erörterungen über Interpretation, Textkritik, Kritik der Zeugnisse, Quellenkunde usw. Z.B. in Gröbers Grundr. der roman. Phil.2 umfasst die Anleitung zur philol. Forschung S. 203-368, darin wieder besonders. Adolf Tobler (der vor einigen Jahren verstorbene Romanist von Berlin) S. 319-360 Methodik der philologischen Forschung I Textkritik II Litterarhistorische Kritik III Hermeneutik.

Was die Verbesserungen Stempfs anlangt, so wäre es wohl gut wenn man diejenigen, die wirklich den Sinn verbessern, veröffentlichte – es werden ihrer ja wohl nicht |3| allzuviel sein, meistens hat ja schon die gedruckte Übersetzung das Richtige – oder darauf hinwiese, wo er mit mir, d.h. ich mit ihm (unbekannterweise) zusammentreffe. Nur kann ich mich nicht damit befassen.

Ich habe eben den Artikel erraintzac korrigiert und sende ihn an de Urquijo zurück. Er ist um eine Nachschrift reicher, in der ich das von Ihnen mir Mitgeteilte verwerte. Bezüglich der Schlußworte muß ich Sie interpellieren. Ich habe vorderhand geschrieben:

„Wo die form jakinak, die höchst merkwürdig würde, vorkommt, habe ich nicht erfahren.“

|4| Sie hatten mir (4.1.12) geschrieben:

L’abbé Pierre Bidart écrit:

jakintzak hire bidia mais jakinak (cf. jakik / existe chez le peuple[ ) ]

Ein Schreibfehler für jakinzak kann hier nicht vorliegen; aber wo sagt man jakinak? Ich bitte irgendeine Mitteilung an de U. gelangen zu lassen, damit diese Schlußstelle ergänzt werde.

Mit besten Grüßen

Ihr ergebener

H. Schuchardt

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Fondo Lacombe (Euskaltzaindia). (Sig. 130)