Rudolf Meringer an Hugo Schuchardt (10-07046) Rudolf Meringer Verena Schwägerl-Melchior Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.5312 10-07046 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 07046 Rudolf Meringer Papier Brief 3 Seiten Graz 1901-10-09 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Verena Schwägerl-Melchior 2017 Die Korrespondenz zwischen Rudolf Meringer und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Rudolf Meringer Graz 1901-10-09 Hugo Schuchardt Austria Graz Graz 15.45,47.06667 Korrespondenz Rudolf Meringer - Hugo Schuchardt Korrespondenz Reisen Gesundheit Bittschreiben Universitätsangelegenheiten Universität Graz Berufungen Slawische Philologie Mehrsprachigkeit (individuell) Reflexion über Wissenschaftskommunikation Publikationsvorhaben Universität Wien Umbrische Dialekte Französisch Englisch (USA) Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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Graz am 9/10 01 Hochverehrter Herr Hofrath!

Ich habe Ihnen zwar nichts mitzutheilen aber doch ein Anliegen an Sie, ein sehr dringendes: daß Sie nämlich doch einmal wieder nach Hause kommen möchten. Ich höre nur, daß Sie nicht wohl sind u. denke, daß zum Unwohlsein Graz ebenso gut anwendbar ist als irgendein Ort in Italien, für Sie aber weit günstiger ist, weil Sie mehr Annehmlichkeiten hier haben als unten. Halskrankheiten sind hier sehr selten, woraus folgt, daß gerade für dieses Übel Graz der Ort wäre um es mit Gemütsruhe wegzubekommen. Ich denke, daß es auch für Sie um so schwerer sein wird zurückzukehren, je länger Sie es hinausschieben. Heuer ist auch für den Süden kein schöner Winter zu erwarten und wir haben es hier gegenwärtig zwar etwas frisch aber doch windstill und ganz erträglich. Schuchardt war von Frühjahr bis Herbst 1901 in Süditalien.

Hoffentlich findet sich doch irgendeine energische Stimme, die Sie zur Rückkehr bewegt. Hoffentlich gehen Sie Anderen auch so ab wie meiner Wenigkeit. Sie wissen ja, daß ich hier nur einen sehr kleinen Kreis von Menschen besser kennen gelernt habe, aber das war in Wien auch nicht viel anderes. Auch dort war mein Verkehr ein eng begrenzter.

Umso mehr empfindet man einen Verlust

Ihren Art. in der M. A. habe ich gelesen, aber im Café!Vermutlich Schuchardt 1901 [HSA 384] . Das genügt nicht. ich habe trotzdem manches gefunden, nicht mir aber den Art. selber zur gänzlichen Lectüre kommen lassen. Ein Detail dazu. Bei irgend einem großen Congress der letzten Monate beschloß man bloß franz. zu sprechen. das geschah. Und die Folge war, daß die Franzosen zumeist selbst nicht die anderen Französisch Sprechenden Gelehrten verstanden. ich habe mir meine Notiz darüber verlegt. Aber lustig ist die Nachricht gar nicht. Ich erinnere mich mit einer Amerikanerin einmal im Eisenbahnwagon französ. gesprochen zu haben – sie wollte nicht Englisch reden, ich weiß nicht warum – das war auch ein schönes Kreuz. Aber sie war jung und schön u. vornehm, da gibt man sich schon Mühe, namentlich als Junggeselle.

Wissenschaftlich ist nichts los. So ganz interessante Aufsätze höchstens. Sie werden sie rasch finden. Much Rudolf Much (1862-1936), österreichischer Philologe, der 1901 den Titel eines außerordentlichen Professors an der Universität Wien, 1904 schließlich das Extraordinariat und 1906 zum Ordinarius wurde. hat mir eine Samlg. kleinerer Aufsätze geschickt – alle Achtung! der Mann ist keiner von d. kleinen Namen des […]! Der kann was. Wie lange wird es noch dauern bis man ihm einen Stuhl anbietet!

Cornu Julius Cornu (1849-1919), Nachfolger Schuchardts an der Universität Graz. ist schon lange eingerückt u. hat sich schon viele Freunde gemacht. Konnte auch nicht leicht anders kommen. Ich sehe ihn öfters u. lerne viel von ihm.

Morgen fahre ich nach Wien – hinaus! wie die Grazer in unbewußter u. rührender Naivität u. Selbstironie sagen. Der Druck meiner Ak.-arbeitVermutlich ist gemeint: Meringer, Rudolf. 1902. 'Die Stellung des bosnischen Hauses und Etymologien zum Hausrat'. Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 144, VI. Abhandlung. ist nämlich nach dem ersten Bogen in ein mir unfassbares Stocken gerathen, das auch meine Leute bis jetzt nicht aufzuheben vermochten.

Unterdessen sind ein Par von meinen Etymologien auch von Anderen gefunden worden. Das hat mich sehr erfreut, denn bei mir stehen Sie in einem anderen Zusammenhange u. so stützt ein Gedanke den anderen.

Die Commission für die Besetzung der slawischen Kanzel ist noch immer nicht beisammen.Es geht vermutlich um die Nachfolge Gregor Kreks auf dem Lehrstuhl für Slawische Philologie an der Universität Graz, die 1902 an Matija Murko ging. Hr. Schönbach Anton Schönbach (1848-1911), Germanist und seit 1873 Professor in Graz. Schönbach korrespondierte von 1877 bis 1911 mit Schuchardt. hat mir erklärt – ich kann es sehr warm nachfühlen -: „Ich habe auch das Recht einmal I moch net zu sagen“! Dagegen ist gar nichts einzuwenden. Das ist ja gewiß erlaubt. Wahrscheinlich wird eine neue Wahl der ganzen Commission vorgenommen werden. Eine besondere Neigung dieser Commission anzugehören ist bei Niemand zu verspüren - auch das verstehe ich, vom Standpunkte der anderen Collegen u. von meinem aber erst recht. Ich möchte schon gewiß dabei sein.Seitlich eingefügte Ergänzung. Menschlich lustig wird nur die ganze Entwicklung der Angelegenheit werden. Wenn man nur immer den Humor von früher hätte, aber leider!

Dieser Tage hat ein Sachverständiger im Gerichtssal [sic] in Wien über einen Beklagten gesagt: „Neurasthenisch, also geistig minderwertig, aber doch verantwortlich!“ Ich danke schön! Das ist doch eigentlich etwas krank; es ist gerade so, als sagte man: „Du bist zwar kein anständiger Mensch, aber Du hast Dich als solcher zu benehmen!“ Den Stoff muß man an BjörnsenUnter Umständen Bjørnstjerne Bjørnson (1832-1910), norwegischer Dichter und Politiker. einsenden, es ließe sich was draus machen.

Meiner Frau geht’s besser. Die örtlichen Erscheinungen haben sich zwar nicht verändert. Gott helfe weiter. Kommen Sie doch bald wieder. Ich möchte Ihnen gerne allerlei vorplaudern.

In alter Verehrung Ihr Rudolf Meringer