Dirk Christiaan Hesseling an Hugo Schuchardt (13-04690)

von Dirk Christiaan Hesseling

an Hugo Schuchardt

Leiden

17. 09. 1914

language Deutsch

Schlagwörter: Druckfahnen Orthographie Universität Leiden Literaturhinweise / bibliographische Angaben Politik- und Zeitgeschichte Erster Weltkrieg Wortartenlanguage Englischbasierte Kreolsprachen (Surinam)language Srananlanguage Saramakkanisch Schuchardt, Hugo (1914) Herlein, J. D. (1718) Dijk, Pieter van (1765)

Zitiervorschlag: Dirk Christiaan Hesseling an Hugo Schuchardt (13-04690). Leiden, 17. 09. 1914. Hrsg. von Elisabeth Steiner (2013). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.530, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.530.

Printedition: Steiner, Elisabeth (2012): „Denken Sie doch nicht dass Sie mich mit Ihren Fragen belästigen; es ist mir eine wahre Freude Ihnen in dieser Angelegenheit von einigem Nutzen zu sein.“ Der Briefwechsel zwischen Schuchardt und Hesseling. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 78., S. 101-127.


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[Leiden,] 17 Sept [191]4

Verehrter Herr Kollege,

Die Korrektur, welche ich Ihnen anbei rekommandiert zurück sende, erhielt ich gestern. Aus den Notizen auf S. xvi und xxiii1 schliesse ich dass Sie nur eine Revision der aus Herlein2 und van Dijk3 angeführten Stellen wünschen. Ich habe diese Stellen sofort auf der Bibliothek nachgeschlagen, und, wie Sie sehen werden, nur ganz unbedeutendes zu korrigieren gehabt.4

Im holl. Texte (S. xvii flg.) steht bald ij bald y, doch meistens ij. Die Schreibweise y (für ij aus i+j) kommt jetzt nicht mehr vor. Einige Autoren, z. B. Multatuli5, haben bisweilen y bevorzugt; das Schwanken zwischen beiden Schreibarten hat schon früh angefangen.

S. xvii Es steht bei Herlein pinkinine. ibidem. In Druije ist der vorletzte Buch-|2| stabe kein abgebrochenes f sondern ein j ohne Tüpfelchen. Es liegt wohl ein Druck- oder Schreibfehler vor; vielleicht hat man druijfe schreiben wollen (vgl. Negereng. droifi)

Die Leidener Bibliothek besitzt auch das Englische Original von Stedman’s Buch, sowie eine holländische Übersetzung desselben:

Narrative of a five years expedition against the revolted negroes of Surinam in Guiana on the Wild Coast of South America. from the year 1772-1777 .... by Captain J. G. Stedman, London 1796. Illustrated with 80 elegant engravings from drawings made by the Autor. - 2 Teile, 4.°6

Reize naar Surinamen en door |3|de binnenste gedeelten van Guiana door den capitain John Gabriel Stedman, 4 dln. met platen en kaarten. Amsterdam, J. Allart 1799-18007.

Der holl. Übersetzer teilt im Vorwort mit dass er bei seiner Arbeit die französische Übersetzung Henry’s benutzt hat, und dass er wie dieser „plaatsen van Engelsche dichters en andere uitweidingen heeft weggelaten.“ Auch erwähnt er, ohne Angabe von Titel u. s. w., einen in Deutschland erschienenen Auszug von Stedman’s Buch, in einem 8° Band.

Es wird mir eine Freude machen Ihnen wenn möglich bei der weiteren Korrektur behülflich zu |4|sein.

Mit meinen besten Wünschen für Ihre Arbeit, und vor allem für Ihre Gesundheit in dieser schrecklichen Zeit,

Ihr ganz ergebener

D. C. Hesseling

P. S. Heer (S. xxv) ist Interjektion. Jetzt würde man sagen in familiärer Anrede: Och Heer, is (bent)8U dat? Oder: Heere mijn tijd, bent U dat? Also etwa: Himmel, sind Sie es?

Das ki in diesen Sätzen halte ich gewiss für holl. kijk, denn kijki, daar is mijn vriend of kijk, ben jij dat? stimmt ganz gut zu den oben angeführten Redensarten mit Heer.9 Andere, ähnliche Wendungen der Überraschung bei der Anrede sind: Heer in der H[oo]g10 (euph. für H. im Himmel), Gossiemijne (Gott sei mir (gnädig)), Goeje genade, u. s. w., u. s. w.


1 Diese Seitenzahlen beziehen sich auf Schuchardts „Vorbericht“ in Die Sprache der Saramakkaneger in Surinam.

2 Herlein (1718).

3 Dyk (1765).

4 Schuchardt dankt Hesseling für diese Recherche in einer Fußnote (Schuchardt 1914: xviii, Brevier/Archiv Nr. 656).

5 Pseudonym des niederländischen Schriftstellers Eduard Douwes Dekker.

6 Beide Bände der englischen Ausgabe von 1813 befinden sich online.

7 Eine Volltextversion der niederländischen Ausgabe ist hier abrufbar.

8 Im Original steht (bent) direkt über is.

9 Diese Frage wird bei Schuchardt 1914: xxv (Brevier/Archiv Nr. 656) angesprochen.

10 Da die direkte Übersetzung folgt, heißt das Adjektiv hoch in diesem Fall wohl Höhe, dh. Herr in der Höhe.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04690)