Marie Hein an Hugo Schuchardt (09-04502)

von Marie Hein

an Hugo Schuchardt

Unbekannt

Unbekannt

language Deutsch

Schlagwörter: Bittschreiben Rückgabe von Leihgaben Fischfang Naturhistorisches Museum (Wien) Verleih von Materialien Universität Wien Naturhistorisches Hofmuseum Anthropologische Gesellschaft in Wien Christian, Viktor Kubart, Bruno Graz

Zitiervorschlag: Marie Hein an Hugo Schuchardt (09-04502). Unbekannt. Hrsg. von Elisabeth Egger und Susanne Oberpeilsteiner (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5180, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5180.

Printedition: Egger, Elisabeth; Oberpeilsteiner, Susanne (2016): "Ich werde mir erlauben, Ihnen am Montag, den 5. d. M., um 10 Uhr Vormittags mit meiner Frau einen Besuch zu machen und Ihnen dann die Pariser Sichel zu überreichen". Die Korrespondenz von Wilhelm und Marie Hein mit Hugo Schuchardt. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 85., S. 57-130.


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Hochverehrter Herr Hofrat!

Schon vor einigen Jahren trat ich mit der Bitte heran, Herr Hofrat möchten mir die schriftlichen Aufzeichnungen über Fischerei aus Südarabien, welche mein leider so grausam früh dahin geschiedener Gatte seinerzeit für Sie machte, wenn es Ihnen möglich wäre, mir [sic] freundlich zur Abschrift zur Verfügung zu stellen. Leider kam ich aber damals nicht zur Bearbeitung unserer arabischen Aufsammlung, und so wollte ich Sie auch nicht weiter bemühen. Nun gedenke ich aber in nächster Zeit |2| in Verbindung mit unseren [sic] jungen Kustos-Adjunkten Dr. Viktor Christian1 diese Arbeit in Angriff zu nehmen und ich wäre Ihnen daher aufrichtig dankbar, wenn Sie, sehr geehrter Herr Hofrat mir die Notizen leihweise überlassen würden. Da meine Nichte, die Frau des Privatdozenten Dr. Kubart in Graz, in Folge des Hinscheidens Ihrer lieben Großmama, nun öfters nach Wien fahren muß, so würde sie dieselben, wenn Sie es erlauben und es Ihnen passt, bei Ihnen abholen und mir mitbringen. Verzeihen Sie vielmals, daß ich Sie, verehrter Herr Hofrat, mit diesem Ansuchen |3| belästige; aber ich glaube es dem Andenken meines teuren Mannes schuldig zu sein, ihn in der Arbeit, wenn es nur irgendwie möglich ist, selbst zu Worte kommen zu lassen.

Einem gelegentlich gütigem [sic] Bescheide entgegensehend empfiehlt sich in aufrichtiger Verehrung

Ihre

ergebenste
Marie Hein.


1 Viktor Christian (1885-1963), Assyrologe, Archäologe, studierte ab 1904 Geschichte und Geographie für das Lehramt an der Universität Wien, wechselte aber nach drei Semestern zu Assyrisch. Er promovierte 1910 und setzte seine Studien in Berlin fort. 1911 trat Christian in die anthropologisch-ethnographische Abteilung des k.k. naturhistorischen Hofmuseums ein und durchlief die Laufbahn bis zur Stelle eines Kustos. 1919 übernahm er von Heger die Leitung der ethnographischen Sammlung, die er bis 1924 innehatte. 1924 wurde er außerordentlicher Professor, 1930 ordentlicher Professor für altsemitische Philologie und orientalische Archäologie an der Universität Wien. Als illegales NSDAP-Mitglied im September 1934 in den Ruhestand versetzt, wurde Christian im März 1936 an der Universität Wien reaktiviert. 1938 wurde er zum kommissarischen Dekan der philosophischen Fakultät bestellt, von 1943 bis Ende des Wintersemesters 1944/45 war er Prorektor der Universität Wien. 1945 wurde er entlassen (vgl. Leitner 2010 ; Simon 2006 ; Grohmann 1964 ; Wastl 1964 ). Christian war von 1914 bis zu seinem Tod ( Sitzungsberichte 1914: [28]); Sitzungsberichte 1964: 129) Mitglied der AG, von März 1920 bis März 1921 übte er als Nachfolger Leo Bouchals die Funktion des zweiten, danach bis 1929 die des geschäftsführenden Sekretärs aus ( Sitzungsberichte 1920: [50], Sitzungsberichte 1921 [15]). 1929 wurde Christian zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt, die Absetzung erfolgte mit Kriegsende 1945 ( Sitzungsberichte 1929: [29]; Wastl 1964: 10). 1955 wurde er zum Ehrenmitglied der AG gewählt ( Sitzungsberichte 1955: 106). Von Viktor Christian befindet sich ein Brief aus dem Jahr 1926 im Nachlass Schuchardts (B 01622).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04502)