Marie Hein an Hugo Schuchardt (01-04491)

von Marie Hein

an Hugo Schuchardt

Wien

31. 12. 1904

language Deutsch

Schlagwörter: Neujahrsgrüße Korrespondenzbeilagen Spindel Naturhistorisches Museum (Wien) Networking Ethnologie, Anthropologie, Volkskunde Sachwortforschung Naturhistorisches Hofmuseum Volkskundemuseum Wien Meringer, Rudolf Schuchardt, Hugo (1905) Wolf, Michaela (1993)

Zitiervorschlag: Marie Hein an Hugo Schuchardt (01-04491). Wien, 31. 12. 1904. Hrsg. von Elisabeth Egger und Susanne Oberpeilsteiner (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5171, abgerufen am 26. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5171.

Printedition: Egger, Elisabeth; Oberpeilsteiner, Susanne (2016): "Ich werde mir erlauben, Ihnen am Montag, den 5. d. M., um 10 Uhr Vormittags mit meiner Frau einen Besuch zu machen und Ihnen dann die Pariser Sichel zu überreichen". Die Korrespondenz von Wilhelm und Marie Hein mit Hugo Schuchardt. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 85., S. 57-130.


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Hochverehrter Herr Hofrat!

Vorerst gestatten Sie, daß ich Ihnen zur Jahreswende meine aufrichtigsten Glückwünsche enbiete. [sic]

Möge das Jahr 1905 für Sie, Herr Hofrat nur Erfreuliches bergen und vor allem Sie recht gesund erhalten!

Da Herr Hofrat sich doch nicht mehr die Notizen über die Spindeln des Museums holten, so lege ich sie nun hier bei.1 Auch werde ich gewiß alles, was ich noch weiter darüber finden sollte |2| aufschreiben. Überdies bitte ich Sie, hochverehrter Herr Hofrat, soferne Sie etwas benötigen, wo ich mit meinen schwachen Kräften dienen kann, nur ganz über mich zu verfügen.

Letzten Sommer beschäftigte sich ein Herr aus Amsterdam2 sehr eingehend mit Netzarbeit; und da fragte ich auch bei Ihnen an, ob ich ihn an Sie empfehlen dürfte, bekam aber keine Antwort; woraus ich entnahm, daß der Brief wohl verloren gegangen sein muß. —

Wenn Herr Hofrat gelegentlich mit Herrn Professor Meringer zusammenkommen, so bitte ich ihm gütigst herzliche Grüße von mir auszurichten.|3|

Indem ich nun bitte mich auch fernerhin in gütiger Erinnerung behalten zu wollen, empfiehlt sich Ihnen, hochverehrter Herr Hofrat

ganz ergebenst
Marie Hein.
Wien d. 31.XII.04

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21751. Spinnstock gedrechselt, die vorspringende Ringpartie rot und schwarz gefärbt mit wagrechtem [sic] Fuß, bestehend aus einem ruderförmigen zum Teil ebenfalls rot gestrichenen Brett, welches durch den Fuß gehalten wird Höhe 9 cm ( Permjaken) auf der Ausstellung in Jkaterinburg erworben.

217523 -53 Zwei Spindeln aus Holz gedrechselt und mit eingeritzten Ringen verziert, sowie streifweise rot und blau bemalt. Länge 37 cm. Von den Permjaken . Von der Ausstellung von Jkaterinburg.

295344 Spindel aus einem dünnen Holzstäbchen mit etwas abgeplatteter Holzkugel, darunter befindet sich feines, weißes Garn aufgewickelt. Länge 25.7 cm..

295355 Spindel aus Eisen rundes Stäbchen in der Mitte am Dicksten 29.8 cm.

38219. Spindel "yoga" aus Holz ein Kreuz mit Yakhaaren umwickelt, an einem querdurchgestecktem [sic] Stabe.

51730-31.6 Spindeln mit runder Scheibe aus Bein geschnitzt, durch welches ein Holzstab hindurchgesteckt ist. Länge 44 cm und 49 cm. Nord.W. Küste N.Am.

60396.7 Spindel aus Holz bestehend aus einem Holzstab mit hölzernen scheibenförmigen Wirtel mit aufgewickeltem Garne Länge 38 cm.

Weiters fand ich noch:

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21647 Spindel aus Horn; bestehend aus einem Hornknopf mit Eisenhäkchen an einem Holzspieß, Länge 22 cm. Somal.

47243 aus einem Holzstäbchen mit Eisenhäkchen am oberem [sic] Ende an deren Basis ein Querholz von doppelrhombischer Form befestigt ist. Darunter befindet sich die Fadenumwicklung Lange [sic] 47 cm. Wanyamwesi. Sammlung Baumann.

49289 Spindel aus Holz mit Eisenhäkchen am oberem [sic] Ende, unterhalb des hölzernen Wirtels eine Umwicklung mit ungebleichtem Zwirn Länge 53 cm. Wasukuma. Sammlung Baumann.

Auch brachten wir eine Spindel aus Schaich Othman mit, die den obigen ziemlich entspricht. Ich habe sie zeichnen lassen und steht die Zeichnung Herrn Hofrat stets zur Verfügung.8

Auch fand ich glasierte Spinnwirtel aus den französischen Pyrenäen. Wünschen vielleicht darüber Herr Hofrat eine nähere Beschreibung.

Jedenfalls werde ich auch weiterhin jede Spindel, die mir unterkommen sollte notieren.


1  Hugo Schuchardt dürfte 1904 im k.k. naturhistorischen Hofmuseum sowie im Museum für österreichische Volkskunde als Vorbereitung für seine Festschrift für Adolf Mussafia ( Schuchardt 1905a) Recherchen zu Spindeln und Haspeln angestellt haben. Das belegen auch entsprechende Notizen mit Skizzen und Inventarnummern in der Kladde 17.1.9.1. im Nachlass Schuchardts, die um 1904 entstanden ist und u.a. Notizen zu seinen Reisen nach Dänemark im März/April und Schweden im Juni dieses Jahres enthält (Wolf 1993: 632). Marie Hein gab bei ihren Objektbeschreibungen jeweils die Inventarbucheinträge der ethnographischen Sammlung des k.k. naturhistorischen Hofmuseums wieder.

2  Im Jahresbericht für 1904 in den Annalen des k.k. naturhistorischen Hofmuseums findet sich kein Hinweis auf diese Person ( Jahresbericht 1905 ).

3  In Kladde 17.1.9.1. auf Seite 39 erwähnt und skizziert, dort versehentlich mit der Nummer 25.752 angeführt.

4  In Kladde 17.1.9.1. auf Seite 45 erwähnt und skizziert.

5  In Kladde 17.1.9.1. auf Seite 45 erwähnt und skizziert.

6  In Kladde 17.1.9.1. auf Seite 46 erwähnt und skizziert.

7  In Kladde 17.1.9.1. auf Seite 44 erwähnt und skizziert sowie in Kladde 17.2.9.1. auf Seite 32 erwähnt und skizziert.

8  Diese Zeichnung der Spindel mit der Inventarnummer 70.908, angefertigt und signiert von Robert Lischka "R.L. 02.", befindet sich im Nachlass Schuchardts in der Mappe 17.8.2.2. Sie ist mit den handschriftlichen Vermerken "südarab." und "von Dr. W. Hein von der Mahrak mitgebracht" (Handschrift Schuchardt) versehen.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04491)