Wilhelm Hein an Hugo Schuchardt (08-04511)
von Wilhelm Hein
an Hugo Schuchardt
03. 12. 1900
Deutsch
Schlagwörter: Fischfang Todesfälle Empfehlung (Personen) Universitätsbibliothek Graz Anthropologische Gesellschaft von Tokio Universität Graz Yamasaki, Naokata Katona, Lajos Japan Landwirtschafts- und Handelsministerium in Tokyo, (Hrsg.) (1899) Meyer, Gustav (1893)
Zitiervorschlag: Wilhelm Hein an Hugo Schuchardt (08-04511). Floridsdorf, 03. 12. 1900. Hrsg. von Elisabeth Egger und Susanne Oberpeilsteiner (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5157, abgerufen am 02. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5157.
Printedition: Egger, Elisabeth; Oberpeilsteiner, Susanne (2016): "Ich werde mir erlauben, Ihnen am Montag, den 5. d. M., um 10 Uhr Vormittags mit meiner Frau einen Besuch zu machen und Ihnen dann die Pariser Sichel zu überreichen". Die Korrespondenz von Wilhelm und Marie Hein mit Hugo Schuchardt. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 85., S. 57-130.
Floridsdorf,3. Dezember 1900.
Hochverehrter Herr Hofrath!
Gestern habe ich ausführlich mit Herrn Dr. N. Yamasaki gesprochen; er wird Ihnen zunächst die Erklärungen zu den mehr als 70 Bildertafeln liefern, indem er die Tafeln im Originale mit arabischen Ziffern bezeichnen und Ihnen dann das Original mitsenden will.1 Sind Sie mit dieser Arbeit zufrieden und wollen Sie dann mit ihm noch weiter verhandeln, so wäre er bereit auf einen oder zwei Tage nach Graz zu fahren, um mit Ihnen selbst die Sache durchzusprechen. Freilich müssten Sie ihm die Fahrt bezahlen, da er nicht vermögend ist, sondern im Auftrage und auf Kosten der japan. Regierung hier studirt. Er ist langjähriges Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Tokyo und hat in deren |2| Bulletin schon manches veröffentlicht; auch hat er selbst schon einige Ausgrabungen in Japan durchgeführt.
Auf mich macht Dr. Yamasaki einen sehr guten Eindruck; nur schade, dass er jetzt sehr viel zu thun hat. Doch hofft er zu Weihnachten Ihnen die Erklärungen senden zu können. Er sagte mir, er hätte Ihnen schon vor Wochen geschrieben, aber keine Antwort erhalten.2
Anbei sende ich mit bestem Danke Prof. Dr. Katona’s3 Karte;4 ich bin sehr vergnügt, dass Katona den Nekrolog schreibt.
In ausgezeichneter Verehrung
Ihr stets treuergebener
W. Hein
1 Yamasaki sandte Hugo Schuchardt zusammen mit seinem Übersetzungsmanuskript ein Buch mit dem Titel "Dai-ni-kai sui-san hakuran-kai shin-sa hokoku" über die zweite japanische Fischereiausstellung 1897 in Kobe, das Berichte der Preisrichter und genaue Beschreibungen der ausgestellten Fischereigeräte enthält (Landwirtschafts- und Handelsministerium 1899). Dieses Buch befindet sich in der Universitätsbibliothek Graz (Signatur II 340.390), das Manuskript Yamasakis mit den Übersetzungen der 74 Bildtafeln – durchnummeriert von I bis LXXIV – im Nachlass Schuchardts (Signatur 17.1.16.1.).
2 B 12917 vom 20. November 1900, siehe Egger/Oberpeilsteiner (2015c: Lfd. Nr. 01-12917) .
3 Lajos (Ludwig) Katona (1862-1910), Literaturhistoriker, Folklorist, Ethnologe, studierte an der philosophischen Fakultät der Universität in Budapest und von 1885 bis 1887 Philologie an der Universität Graz, wo er u.a. Schüler von Hugo Schuchardt war. Anschließend war er als Gymnasiallehrer in Pécs und Budapest tätig. Katona war 1889 Gründungsmitglied der Ungarischen ethnographischen Gesellschaft, deren Schriftführer und späterer Vizepräsident, und als Herausgeber bzw. Redakteur mehrerer Zeitschriften aktiv, beispielsweise der Ethnologischen Mitteilungen aus Ungarn, der Zeitschrift der Ungarischen ethnographischen Gesellschaft Ethnographia und des Philologischen Bulletins. Zunächst Privatdozent für vergleichende Literaturgeschichte an der Universität Budapest, folgte 1908 die Berufung als Professor für ungarische Literaturgeschichte (vgl. o.A. 1914 ; o.A. 1910 ). Die umfangreiche Korrespondenz von Katona aus dem Zeitraum 1885 bis 1910 befindet sich im Nachlass Schuchardts (B 05327-B 05487A), jene von Schuchardt in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
4 Die Postkarte von Katona, datiert mit 22. November 1900, befindet sich mit der Nummer B 05426 im Nachlass Schuchardts. Katona teilt Schuchardt darin mit, dass er geneigt sei, den Nachruf für Gustav Meyer zu schreiben, und bittet ihn, ihm den zweiten Band der "Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde" (Meyer 1893) sowie das erwähnte Schriftenverzeichnis zur Verfügung zu stellen, um Meyers folkloristische Arbeiten entsprechend würdigen zu können (siehe Katona 1900 ).