Michael Haberlandt an Hugo Schuchardt (01-04296)
an Hugo Schuchardt
24. 10. 1904
Deutsch
Schlagwörter: Garnwinde Sachwortforschung Korrespondenzbeilagen Zeichnung Volkskundemuseum Wien Ethnologie, Anthropologie, Volkskunde Haspel Spindel Zeitschrift des Vereins für Volkskunde Ido Schuchardt, Hugo (1905) Wolf, Michaela (1993)
Zitiervorschlag: Michael Haberlandt an Hugo Schuchardt (01-04296). Wien, 24. 10. 1904. Hrsg. von Elisabeth Egger und Kathrin Pallestrang (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5138, abgerufen am 08. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5138.
Printedition: Egger, Elisabeth; Pallestrang, Kathrin (2016): Affinités entre romanistes : lettres de Camille Chabaneau à Hugo Schuchardt. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 85., S. 25-56. http://unipub.uni-graz.at/gls/periodical/pageview/1572464.
Wien, am 24. Okt. 1904
Hochverehrter Herr Hofrath!
Ihre Anfrage bezüglich Garnhaspel oder Garnwinden erlaube ich mir durch mitfolgende Skizzen1 zu beantworten, die sich auf einschlägige Objecte im Museum für öst. Volkskunde beziehen. Die von Ihnen bezeichnete italienische Form weist ein Haspel aus Monfalone [sic Monfalcone]2 auf. Ich füge einen Haspel aus Ragusa,3|2| Böhmen,4 Oberösterreich,5 Kärnten,6 Niederöst.7 bei. Vielleicht haben auch diese abweichenden Formen Interesse für Ihre Studien.
In vorzügl Verehrung stets gerne zu jeder Auskunft bereit
Ihr verehrungsvoll ergeb
DrMHaberlandt
1 Hugo Schuchardt recherchierte für seine Festschrift an Adolf Mussafia (Schuchardt 1905) zu Haspeln, Garnwinden und Spindeln und besuchte zu diesem Zweck das Museum für österreichische Volkskunde in Wien. Sein Besuch ist im Jahresbericht des Vereins für österreichische Volkskunde für das Jahr 1904 erwähnt ( Harrach 1905 : 57). Entsprechende Notizen zu Spindeln aus dem Bestand des Museums mit Skizzen und Inventarnummern finden sich im Nachlass Schuchardts in der Kladde 17.1.9.1. zu Fischfang in Skandinavien (Seiten 49, 50, 54, 55, 123-128), die um 1904 entstanden ist und u.a. Notizen zu seinen Reisen nach Dänemark im März/April und Schweden im Juni dieses Jahres enthält (Wolf 1993: 632). Schuchardt dürfte sich noch im selben Jahr mit einer schriftlichen Anfrage an Michael Haberlandt gewandt haben. Die in der Antwort von Haberlandt erwähnten Skizzen befinden sich nicht in den Werkmanuskripten im Nachlass Schuchardts und sind auch sonst bis dato nicht auffindbar. Sie dienten teilweise als Vorlagen für die von A. von Schrötter angefertigten Illustrationen in Schuchardts Festschrift, vgl. Seite 13, Abbildung 23: Haspel aus Kärnten; Seite 14, Abbildung 25: Haspel aus Oberösterreich; Seite 14, Abbildung 26: Haspel aus Ragusa; Seite 18, Abbildung 45: Garnwinde aus Monfalcone. In der Mappe 17.8.3.2. befinden sich die Reinzeichnungen Schrötters, auf Tafel 14 sind die Haspeln aus Oberösterreich und Kärnten ausgeführt.
2 Inventarnummer ÖMV/2.950 ( Monfalcone in der Gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca, heute Italien).
3 Inventarnummer ÖMV/4.024 (Ragusa im Kronland Dalmatien, heute Dubrovnik in Kroatien).
4 Inventarnummer ÖMV/4.445. Diese Haspel ist in der Festschrift nur im Text erwähnt (Schuchardt 1905: 13).
5 Inventarnummer ÖMV/ 275.
6 Inventarnummer ÖMV/3.084.
7 Inventarnummer ÖMV/2.738 oder ÖMV/4.753. Da diese Skizze keinen Eingang in die Festschrift fand und keine nähere Beschreibung der Haspel vorliegt, kann sie in den Sammlungen des Volkskundemuseums nicht eindeutig identifiziert werden. Aus dem Zeitraum vor 1905 sind zwei Haspeln aus Niederösterreich vorhanden.