Karl Luick an Hugo Schuchardt (45-06708)
von Karl Luick
an Hugo Schuchardt
26. 04. 1926
Deutsch
Schlagwörter: Österreichische Akademie der Wissenschaften (Wien) Gilliéron, Jules Ettmayer, Karl von Hurch, Bernhard (2006)
Zitiervorschlag: Karl Luick an Hugo Schuchardt (45-06708). Wien, 26. 04. 1926. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5083, abgerufen am 11. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5083.
Wien 26. April 1926
Verehrter Freund,
Deinen Brief vom 25. habe ich heute erhalten und beeile mich zu antworten, dass ich gerne bereit wäre, einen Vorschlag für Gilliéron1 mit zu unterzeichnen, da mir die Bedeutung seines Atlas Ling. sehr lebhaft vor Augen steht. Aber leider ist diesmal keine Stelle eines auswärtigen korrespondierenden Mitgliedes erledigt, also besteht keine Möglichkeit. Es tut mir sehr leid! Es besteht die Absicht, Ettmayer zum wirklichen Mitglied vorzu- |2| schlagen: wir glauben damit etwas zu tun, was Dir nicht widerstrebt.2
Es tut mir leid aus Deinem Brief zu ersehen, dass Du nicht wohl bist. Hoffentlich ist es nur eine vorübergehende Sache.3
Mir geht es so weit gut, nur leider bin ich schon seit einem halben Jahr aller wissenschaftlichen Arbeit fern, da ich in diesem Jahr als Rektor fungiere4. So stockt wieder meine Historische Grammatik5, von der ich aber doch den ersten Band noch voll- |3| enden hoffe.
Mit den besten Wünschen für Deine Gesundheit und ergebenen Grüssen Dein
Luick
1 Zu Jules Gilliéron (1854-1926) und seinen Kontakten mit Schuchardt vgl. HSA, Lfd.Nr. 03756-03764. Gilliéron sollte offenbar zum auswärtigen korrespondierenden Mitglieder der Wiener Akademie gemacht werden. Sein Tod am Tag des vorliegenden Briefes ist ein höchst eigenartiger Zufall!
2 Dem widerspricht ein Brief Spitzers an Schuchardt vom 28.6.1921, in welchem er schreibt: „Ich hörte s.z. daß Sie einen Antrag Luicks betr. Ettmayer’s Kandidatur zur Akad. sich nicht zu eigen gemacht hätten – und finde das vollkommen in Ordnung. Wissenschaftlich hat Ettm. nur Konfuses (außer den Anfgangssachen) geschrieben, menschlich hat er sich gegen seinen Lehrer (= Sie) skandalös benommen, als Lehrer ist er langweilig und unvorbereitet. Also wozu Ehrungen?“ (Lfd.Nr. 294-11054; ed. Hurch, 2006, 206). Ettmayer war seit 1923 korrespondierendes Mitglied und wurde 1927 zum wirklichen Mitglied gewählt.
3 Schuchardt starb knapp ein Jahr später am 21.4.1927 in seiner Villa Malwine in Graz.
4 Luick bekleidete das Rektoramt im akademischen Jahr 1925/26. Das Thema seiner Rektoratsrede lautete „Die Bedeutung der Renaissance für die Entwicklung der englischen Dichtung“.