Karl Luick an Hugo Schuchardt (31-06697)

von Karl Luick

an Hugo Schuchardt

Wien

03. 04. 1912

language Deutsch

Schlagwörter: Meyer-Lübke, Wilhelm Ettmayer, Karl von

Zitiervorschlag: Karl Luick an Hugo Schuchardt (31-06697). Wien, 03. 04. 1912. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5069, abgerufen am 13. 11. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5069.


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Wien 19/1 Gatterburgg. 6
3. April 12

Verehrter Freund,

Entschuldige, dass ich noch einmal schreibe. Ich muss offen gestehen, dass mich Deine Mahnung, über meinen neuen Freunden meine alten nicht zu vergessen, etwas verstimmt hat.1 Denn ich bin mir bewusst, nie etwas getan zu haben, was diese Mahnung rechtfertigen würde: ich habe z.B. gerade M.-L.‘s gegenüber den Standpunkt meiner Grazer Freunde oft genug verteidigt. Und was veranlasst Dich zu dieser Mahnung? Etwa dass ich erklärte, M.L. sei nach meiner Beurteilung einer von Dir vermuteten Handlungsweise nicht fähig? (Nebenbei: ich kann auch nach Deinen letzten Ausführungen diese Handlungsweise nicht minder hässlich finden als früher). Oder weil ich eine Vermutung bezüglich des Eindrucks meiner Mitteilungen ausgesprochen habe? Ja – ich glaube, Du wünschest doch, dass sie |2| Eindruck machen und bei M.L. eine richtige Kenntnis und daher richtige Beurteilung Deines Verhaltens zur Folge haben.

Nach Deinem zweiten Brief wünschest Du vor allem die Frage zu stellen, ob Dein Vorgehen von M.L. für inkorrekt oder illoyal gehalten werde oder nicht. Erlaube mir, Dich darauf aufmerksam zu machen, dass mit der Auffassung, Du habest E. ,fallen lassen‘ meines Erachtens kaum ein Vorwurf, wie ihn jene Worte einschliessen, verknüpft war oder ist, sondern doch wol nur der, dass Du nicht die Wärme entwickelt hättest, die man sonst für einen Schüler hat, den man schätzt. Ich fürchte, man wird eben Dein Bemühen, vollkommen korrekt vorzugehen (d.h. Dich nicht einzumischen) als zu kühl finden, da doch auch nach Deiner Meinung Cornu zu weit gieng, also E. ein Unrecht widerfuhr.

Indessen Du wünschest ja nur ein |3| Ja oder Nein von M.L. zu hören, nichts weiter und am allerwenigsten etwas, was einer persönlichen Meinung von mir ähneln könnte. Also will ich lieber abbrechen.

Mit den besten Grüssen

Dein ergebener

K. Luick


1 Dieser Brief Schuchardts ist nicht überliefert.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 06697)