Karl Luick an Hugo Schuchardt (04-06675)

von Karl Luick

an Hugo Schuchardt

Graz

06. 01. 1900

language Deutsch

Zitiervorschlag: Karl Luick an Hugo Schuchardt (04-06675). Graz, 06. 01. 1900. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5035, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5035.


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Graz 6. Jänner 1900

Verehrter College,

Was englisch whirl ,Wirbel‘ anlangt1, so fehlen leider (so viel ich mit meinen Hilfsmitteln feststellen kann) alte Belege. Dennoch ist romanischer Ursprung so gut wie ausgeschlossen. Denn 1) der Anlaut weist auf germanischen Ursprung. Lat.-rom. v- würde bei alter Entlehnung w-, bei junger v- ergeben haben. 2) Der Ausfall eines t (wenn vertel zu Grunde läge) wäre nicht zu erklären, da sich sonst t in solcher Stellung verhält2. Vgl. myrtle oder kirtle aus ae.3cyrtel. – Vielmehr wird entweder an. hvirfill oder ein ae. *hwyrfel (zu dem belegten hweorfan ,sich drehen‘ gut passend) die Basis sein. Dazu stimmt eine andere Form mit derselben Bedeutung: whorl. Sie muss auf ein ae .*hwurfol (vom selben Stamm gebildet) zurückgehen, zu dem sich mne. worvel als Parallele stellt. Der Ausfall des f (d. i. phonetisch v !) in dieser Stellung ist ganz in Ordnung.

Mit besten Grüssen

Dein ergebener

K. Luick


1 Es folgen mehrere Karten und Briefe Luicks, in denen er auf etymologische Anfragen Schuchardts antwortet, ohne dass sich im Einzelfall ein entsprechender Niederschlag in Schuchardts Publikationen nachweisen ließe.

2 Vermutlich ist „erhält“ gemeint.

3 Im folgenden verwendet Luick mehrfach die folgenden Abkürzungen: ae. = altenglisch; ne. = neuenglisch; me. = mittelenglisch; mne. = mittel-neuenglisch; an. = altnordisch.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 06675)