Adolf Ebert an Hugo Schuchardt (11-02687)

von Adolf Ebert

an Hugo Schuchardt

Leipzig

17. 11. 1874

language Deutsch

Schlagwörter: Bittschreiben Verleih von Publikationen Revue des Langues Romanes Literaturbeschaffung Reisen Berufungen Universität Erlangen Universität Königsberg Universität Marburg Kissner, Alfons Bartsch, Karl Friedrich Leipzig Halle Schweiz Zürich Chabaneau, Camille (1871) Chabaneau, Camille (1872) Chabaneau, Camille (1873) Chabaneau, Camille (1874) Chabaneau, Camille (1874) Chabaneau, Camille (1875) Chabaneau, Camille (1875)

Zitiervorschlag: Adolf Ebert an Hugo Schuchardt (11-02687). Leipzig, 17. 11. 1874. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4981, abgerufen am 02. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4981.


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Lieber Herr College!

Sie könnten mich recht verbinden, wenn Sie die Gefälligkeit hätten, von der Revue des langues romanes, die Sie besitzen mir diejenigen Hefte, welche besonders wichtige Artikel über die gegenwärtigen südfranzös. Mundarten enthalten, auf etwa 8 Tage zu leihen (so namentlich die Hefte, in denen die Grammaire limousine von Chabaneau  abgedruckt, es ist glaube ich im 2. Bd.)1. Ich habe demnächst eben die südfranz. Mundarten in meiner Einleitung in das vergl. Studium der roman. Spr. zu behandeln2, und wünschte da meine Notate zu verbessern u. zu ergänzen. Die Revue des l. r. ist aber hier nicht zu haben. Sehr lieb wäre es mir nach dem bekannten Sprichworte, wenn Sie so bald als möglich meine Bitte erfüllen |2| könnten. Gern bin ich stets zu Gegendiensten bereit.

Kommen Sie nicht einmal nach Leipzig? Sie sind doch mobiler als ich. Ich hatte Ende der Herbstferien die Absicht Halle und Sie insonderheit zu besuchen, aber es wurde leider so lange gezaudert bis die Zeit vorbei war. Es kam dazu der Umstand, daß ich ungewiß war, ob Sie schon wieder dort sich befänden. Wo waren Sie die Ferien? Ich war mit meiner Frau in der Schweiz; namentlich in Brunnen am Vierwaldstätter See. In Zürich lernte ich Kissner3 kennen, der jetzt wie ich höre in Erlangen Prof. geworden; freilich hat er nichts weiter als eine Dissertation aufzuweisen. Indeß machte er mir den Eindruck eines gescheuten und liebenswürdigen Mannes. In Heidelberg habe ich ein paar Tage verweilt u. mit Bartsch4 verkehrt. Was arbeiten Sie? Beschäftigen Sie sich noch mit metrischen Studien?

Bestens grüßt Sie

Ihr

freundschaftlich ergebener

A.Ebert
Salomonstr. 21c.


1 Revue des langues romanes 2, 1871, 167-222; 3, 1872, 369-381; 4, 1873, 62-79, 407-423, 650-670; 5, 1874, 171-196, 435-481; 6, 1874, 171-205, 462-475; 7, 1875, 145-178; 8, 1875, 159-208.

2 Ebert las im WS 1874/75 vierstündig (Di-Fr, 16-17 Uhr).

3 Alfons Kissner (1844-1928), Romanist und Anglist, seit 1875 Prof. in Erlangen, später in Königsberg und Marburg.

4 Karl Friedrich Bartsch (1832-1888), Germanist u. Romanist in Heidelberg, vgl. HSA, Lfd.Nr. 01-00551 - 04-00554.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 02687)