Johannes Ulrich Hubschmied an Hugo Schuchardt (16-04889)

von Johannes Ulrich Hubschmied

an Hugo Schuchardt

Küsnacht

13. 08. 1926

language Deutsch

Zitiervorschlag: Johannes Ulrich Hubschmied an Hugo Schuchardt (16-04889). Küsnacht, 13. 08. 1926. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4967, abgerufen am 09. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4967.


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Lieber und verehrter meister,

nach der durchsicht des kleinkrams in Gamillschegs neuem wörterbuch1, das methodisch keinen fortschritt bedeutet, hab ich mich erquickt an der lektüre einiger seiten des Schuchardt-breviers; da bringt mir die post Ihre neueste schrift.2 Vielen herzlichen dank. Jede seite von Ihnen ist mir ein willkommener genuss. Und ich beglückwünsche Sie, dass Ihnen bis in so hohes alter Ihre aussergewöhnliche geisteskraft und -klarheit geblieben ist. – Auf die wichtigkeit der nachahmung im sprachleben habe auch ich kürzlich hingewiesen in einer noch nicht gedruckten anzeige des buches von Heinertz, Eine neue lautverschiebungstheorie3 (Heinertz glaubt, wie |2| mich dünkt mit unrecht, die hochdeutsche lautverschiebung durch das keltische substrat erkären zu können); die nachahmung von lautungen, die als vornehmer gelten hebt in wenigen generationen die lautsubstitutionen beim sprachwechsel meist auf.

Empfangen Sie die herzlichsten grüsse von Ihrem dankbaren
J. U. Hubschmied.


1 Etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache, 2 Bde., Heidelberg 1926-1929.

2Sprachverwandtschaft II“, SB der Berl. Ak. d.W. 1926,148-152.

3 Nils Otto Heinertz, Eine Lautverschiebungstheorie, Lund: Harrassowitz, 1925. Hubschmieds Besprechung ist erschienen in: Indogermanische Forschungen 44, 1927, 314-320 .

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04889)