Hugo Schuchardt an Vatroslav Ignaz Jagič (99-s.n.)
von Hugo Schuchardt
Unbekannt
Unbekannt
Deutsch
Schlagwörter: Esperanto
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Vatroslav Ignaz Jagič (99-s.n.). Unbekannt. Hrsg. von Claudia Mayr und Helena Reimann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4886, abgerufen am 17. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4886.
Es ist dringend zu wünschen dass die Assoziation die Angelegenheit der internationalen Kunstsprache in die Hand nehme. Ich verstehe vollkommen dass die meisten Akademiker ihr keinen besonderen Geschmack abgewinnen. Aber glaubt man denn wirklich dass die betreffende Bewegung eine vorübergehende sein wird, und das nicht dereinst unsere Nachfolger dazu Stellung werden nehmen müssen? Sollen wir denn sagen: après nous le déluge?
Wenn demnach m. E. dem Ansuchen der Délégation|2| stattzugeben wäre, so würde doch der Standpunkt der Assoziation sorgfältigst zu präzisieren sein. Es kann sich – wie das vielleicht in der Délégation der unausgesprochene Wunsch ist – nicht darum handeln eines der schon ausgearbeiteten Projekte mit der Prämie zu versehen. Denn es ist im Grunde nur eines vorhanden, das ernstlich in Betracht käme, das Esperanto. Man müsste sagen: wir werden prüfen was vorliegt, und wir behalten uns vor sei es eine schon ins Leben getretene Kunst= |3| sprache so wie sie ist, als die zweckdienlichste anzuerkennen, sei es sie nach bestimmten Grundsätzen umzuformen, bez. umformen zu lassen, sei es die Schaffung einer solchen selbst anzugehen. Das erste wäre zu rasch gehandelt, das letzte zu langsam (tot capita, tot linguae würde es heissen); das einzig Praktische und Richtige wäre wohl das zweite. Die Sache liefe also darauf hinaus dass man das Esperanto - man würde es natürlich noch nicht nennen – einer gründlichen Revision unterzöge. Da ich bis jetzt dem Esperanto gar nicht näher getreten bin, so will ich meine Gedanken inbetreff der Modifikationen |4| und Operationen die mit dem an sich empfehlenswerten Esperanto vorzunehmen wären, vorderhand für mich behalten; ich hoffe dass ich später einmal Musse finden werde mich dem Studium des Esperanto zu widmen und mir ein gründliches Urteil darüber zu bilden. Ich weiss nur nicht wie sich die Esperantisten irgendwelchen Einwendungen oder weitgehenden Abänderungsanträgen gegenüber verhalten werden. Wie es scheint, stehen sie schon auf dem Standpunkte sit ut est, aut non sit.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Zagreb. (Sig. s.n.)