Hugo Schuchardt Archiv

Graz, Elisabethstr. 34
6. 9. 7

Verehrter Herr Kollege,

Darf ich Sie in Ihrem Buen Retiro mit einer Frage belästigen, noch dazu einer unwissenschaftlichen, aber jedenfalls kurz und leicht zu beantwortenden?

Von meiner Abh. Iber. Dekl.¹ erhielt ich im Mai die 50 Sonderabzüge, und Karabacek sagte mir, kurz darauf, vielleicht schon 14 Tage später, käme sie mit zur Verteilung oder Ver= |2| sendung. Infolge dessen habe ich keinen der in= oder auswärtigen Kollegen damit bedacht. Ich erfuhr dann, sie würde Anfang Juli ausgegeben werden, und endlich, das sei bis in den Oktober aufgeschoben worden und zwar – das allein ist das Interessante bei der Geschichte – weil die Mehrheit der Akademiker während der Ferien keine akad. Schriften zugestellt zu haben wünschte. Ich habe schon vor langer Zeit deshalb an Karabacek geschrieben, aber keine Antwort erhalten; könnten und wollten Sie mir nicht sagen, ob wirklich ein solcher „interner Beschluss“ |3| gefasst worden ist; oder ob es sich um eine „administrative“ Nichtverschickung handelt?

Ich hätte mich sehr gefreut, Ihnen diese Fragen mündlich stellen zu können; Meringer nämlich hatte einen gemeinschaftlichen Ausflug nach Ihrer Sommerfrische angeregt und ich war sehr dazu geneigt. Aber die Augenmuskellähmung, die mich vor über zwei Monaten befiel, dauert noch fort, und wenn sie mich auch am Schreiben und Lesen hindert, so ist sie mir doch beim Reisen noch weit beschwerlicher.

Mit herzlichen Wünschen

Ihr ergebener

H Schuchardt