G. 30. I. '7
Verehrter Herr Kollege,
Ich habe schon gestern an Suess
Eduard Suess (1831-1914), österreichischer Geologe, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Naturwissenschaften, er revolutionierte die österreichischen Erdwissenschaften. Von 1898 bis 1911 war er Präsindent der [Akademie der Wissenschaften in Wien](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.subjects#S.939).geschrieben dass ich jetzt durchaus nicht nach Wien kommen, überhaupt mit der L.I.-frage mich vorderhand nicht beschäftigen kann; habe aber doch ganz im allgemeinen meine massgeblichsten Ansichten dargelegt. Ich erlaube mir auf einem besondern Zettel hier einiges hinzuzufügen, wovon Sie nach Belieben Gebrauch machen können, oder auch gar keinen.
Als Kandidaten für die V. P. Stelle waren nur drei andere Namen genannt worden. Ich gestehe, die Kandidatur von B. - B.
Vermutlich Eugen Böhm-Bawerk (1851-1914), österreichsicher Ökonom; dreimaliger Finanzminister, wobei er 1904 von seinem Posten zurücktrat, um eine Professur an der [Universität Wien](https://gams.uni-graz.at/o:hsa.subjects#S.3934) zu übernehmen; 1907-1911 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1911 ihr Vizepräsident und 1911-1914 ihr Präsident.hat mich in grosses Erstaunen versetzt. Nicht als ob ich gegen ihn als Person oder als Mann der Wissenschaft das Geringste einzuwenden hätte. Aber er ist einer der jüngsten Akademiker, und man wird sagen, man hat ihn gewählt, weil er Minister a. D. ist. Und ich selbst glaube dass dies ein Hauptgrund ist. So wird sich dann allmählich die Überlieferung ausbilden dass der Vizepräsident (und somit auch allem Erwarten nach, der Präsident) eine Excellenz sein müsste.
Mit ergebenstem Gruß
der Ihrige
H Schuchardt