Hugo Schuchardt an Vatroslav Ignaz Jagič (34-s-n)

von Hugo Schuchardt

an Vatroslav Ignaz Jagič

Graz

21. 03. 1893

language Deutsch

Schlagwörter: Slawische Philologielanguage Slowenisch Oblak, Vatroslav Krek, Gregor

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Vatroslav Ignaz Jagič (34-s-n). Graz, 21. 03. 1893. Hrsg. von Claudia Mayr und Helena Reimann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4840, abgerufen am 15. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4840.


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Graz, 21. März 93.

Verehrter Herr Hofrath!

Offenbar ist Ihnen die Angelegenheit Oblaks in ganz falschem Licht gezeigt worden; insbesondere spielt das Nationalpolitische gar nicht hinein.

Dr. Oblak wollte sich, so viel ich mich seiner Aeusserungen entsinne, anfangs für südslawische (oder slawische?) Philologie habilitieren, wurde aber |2| von Prof. Krek veranlasst, sich auf Slowenisch zu beschränken. Dieses Habilitationsgesuch wird nun innerhalb der Fakultät insofern auf einigen Widerstand stossen als Prof. Krek in seinem Minoritätsgutachten bezüglich des Lektorats für Slowenisch dem Dr. Oblak die Eignung hierfür abgesprochen hatte (dass wir in diesem Punkte, nämlich insoweit es sich um praktische Tüchtigkeit im Slow. handelte, uns der Ansicht des slowenischen Kollegen anschlossen, d. h. ihr nicht widersprechen konnten |3| werden Sie begreiflich finden). Also kurz gesagt, man ist in der Fakultät keineswegs gegen Oblak, ganz im Gegentheil, er ist uns allen willkommen. Man hätte nur gewünscht dass er sich für ein weiteres Gebiet hätte habilitiren wollen. Es würde mir sehr lieb sein, Ihre weitere Ansicht zu vernehmen; würde etwa Oblak das eingereichte Gesuch zurückziehen und durch ein anders – in dem angegebenen Sinne – ersetzen wollen? Ich verstehe wie ihm die Rücksicht auf Prof. Krek hierbei hinderlich sein wird. Auf der anderen |4| Seite ist allerdings Gefahr vorhanden dass die Majorität der Fakultät sich ablehnend verhält, im Grunde nicht gegen Oblak, sondern gegen Krek. Was soll ich dabei thun? Soll ich etwa mit Prof. Krek wegen eines erneuerten Habilitationsgesuches von Oblak sprechen? Dann bitte ich Sie gütigst mich sofort zu verständigen; denn ich reise in ein paar Tagen ab.

In grösster Eile

mit vorzüglichster Hochachtung

Ihr ergebenster

H. Schuchardt

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Zagreb. (Sig. s)