Vatroslav Ignaz Jagič an Hugo Schuchardt (58-05038) Vatroslav Ignaz Jagič Claudia Mayr Helena Reimann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.4791 58-05038 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 05038 Vatroslav Ignaz Jagič Papier Brief 3 Seiten Wien 1899-12-15 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Claudia Mayr Helena Reimann 2022 Die Korrespondenz zwischen Vatroslav Ignaz Jagič und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

Die Datenmodellierung orientiert sich am DTA-Basisformat, ediarum und der CorrespDesc-SIG.

Das auf DTABf-Modellierungsschema wurde für die Zwecke des Projektes angepasst und befindet sich unter

Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

Rollen-Taxonomie

Datumstaxonomie

Thesaurustaxonomie

Vatroslav Ignaz Jagič Wien 1899-12-15 Hugo Schuchardt Wien-Fluss 16.38409,48.2088 Korrespondenz Vatroslav Ignaz Jagič - Hugo Schuchardt Korrespondenz Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Wien) Serbisch Deutsch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Wien 15. Dec 1899VIII. Kochgasse 15 Hochverehrter Herr College!

Nur in einem Punkte muß ich Dr. Bartoli in Schutz nehmen. Er konnte noch keine Abzüge verwenden, da er sie erst morgen bekommen wird. Ganz gewiß wird er es nicht unterlassen, auch bei Prof. Ive sich einzustellen; freilich hätte er meinen Wink befolgen wollen, so würde das mit freundlicherer Miene geschehen können, als jetzt. Uebrigens ein Sprichwort sagt im Serbischen: daß man die ersten jungen Hunde ins Wasser wirft. Wollen wir auch diese Erstgeburt Dr. Bartoli’s unter dem Gesichtspunkt der Frühgeburt etwas milder beurtheilen. Er wird hoffentlich gewitzigt, in der Zukunft etwas vorsichtiger und umsichtiger zu Werke gehen.

Es ist merkwürdig, wie man mit allem, was aus der Treitl-Stiftung Joseph Treitl (1804-1895), Kaufmann und Gemeinderat in Wien, war Wohltäter und stiftete testamentarisch einen großen Geldbetrag für die Akademie der Wissenschaften. Die "Treitl-Stiftung" existiert immer noch, sie fördert die Arbeit im Bereich der Naturwissenschaften. hervorgehen soll; mehr oder weniger Pech hat. Die erste Expedition der naturwiss. Classe hatte uns Pech gebracht, die zweite hat mit den Leoniden Unglück gehabt. Die südarab. Expedition hat über – 70000 Fl. verschlungen und bis jetzt nur gegenseitigen Schimpf und Spott eingebracht. Die erste archaeolog. Expedition nach Bulgarien hat nichts, die zweite fast eben so viel zu Stande gebracht.

Von meinen Emissären ist Aranza Josip Aranza (1864-1948), Philologe und Dialektologe. Er wurde in Wien habilitiert und wirkte auf Jagić' Initiative, in der Balkan-Commission, die als Einrichtung der Akademie der Wissenschaften in Wien 1897 gegründet wurde.stecken geblieben, wird nie eine Zeile darüber schreiben, was er hörte, zum Glück konnte ich aus seinen Briefen etwas retten. dr. Miletić hat bis jetzt nicht zur Ausarbeitung schreiten können, weil er sehr gefährlich krank war. Mein Schwiegersohn laborirte auch 2 – 3 Monate an Augen. Dem dr. Bartoli starb der letzte Altvegliote. Lauter Pech, und wieder Pech.

Ich hatte für den letzten Sommer den norweg. Linguisten Olaf Broch nach Vranje und Alexinac in Südwestserbien geschickt, er blieb lange dort, scheint aber jetzt einen „Spröden“ spielen zu wollen! Und für Prof. Hirt scheint der Stoff selbst zu spröde zu sein!

Ich glaube jetzt den Plur „na krkače“ besser zu verstehen. Vuk hat die Phrase nicht richtig erklärt. Nicht das Kind schlingt sich mit den Händen um den Hals des Tragenden, sondern der Getragene reitet auf dem Hals der Tragenden und seine Füße hängen nach vorn herab und werden von dem Tragenden gehalten. Es scheinen also diese beiden Füße eben „krkače“ zu sein.

Mit vielen Grüßen Ihr g. erg. V. Jagić

Auch ich glaube, daß man bei der Aufhebung der Badeni-Gautsch'schen Sprachverordnungen Kasimir Badeni (1846-1909), österreichischer Ministerpräsident, erließ 1897 Sprachverordnungen für Böhmen und Mähren, wobei die völlige Zweisprachigkeit der Verwaltung nach innen und außen eingeführt werden sollte. Dies führte zu großen Protesten von deutscher Seite, die Situation eskalierte und die Krise endete im selben Jahr mit der Entlassung Badenis als Regierungschef. Badenis Nachfolger Paul Gautsch von Frankenthurn entschärfte die Verordnungen 1898 zu Gunsten der Deutschböhmen und -mährer. Manfred von Clary-Aldringen hob sie 1899 auf. etwas zarter hätte vorgehen können. Denn seien wir doch aufrichtig – was haben die Deutschen davon, daß in rein čechischen Kreisen der innere Schimmel auch čechisch geritten wird. Ich glaube, die Superiorität der deutschen Sprachen und Cultur ist überhaupt nicht von der Amtssprache abhängig, auch nicht von Beamten getragen. Mir will es so vorkommen, daß die Kroaten jetzt, wo sie keine innere und keine äussere deutsche Amtssprache haben, lieber deutsch lernen und sprechen, als vor dreißig Jahren. So wird es einmal auch in Boehmen sein. Glauben Sie es nicht?