Vatroslav Ignaz Jagič an Hugo Schuchardt (31-05033)

von Vatroslav Ignaz Jagič

an Hugo Schuchardt

Unbekannt

Unbekannt

language Deutsch

Schlagwörter: Oblak, Vatroslav Krek, Gregor Graz

Zitiervorschlag: Vatroslav Ignaz Jagič an Hugo Schuchardt (31-05033). Unbekannt. Hrsg. von Claudia Mayr und Helena Reimann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4786, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4786.


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Sehr geehrter Herr Collega.

Es hat mich sehr gefreut, daß ich in meinen Voraussetzungen nicht irregeführt worden bin. Ich habe schon, bevor Ihre freundliche Antwort an mich gelangte, an Oblak geschrieben um ihm den Rath zu geben Sie mit der Bitte zu belästigen, ob es nicht angezeigt wäre in einer Zuschrift an das Decanat nachträglich zu erklären, daß er von Anfang an das Gesamtgebiet der slav. Philologie im Auge hatte und aus leicht begreiflichen Gründen |2| erst dann auf die im Gesuch erwähnte Einschränkung einging, als ihm das vom Vertreter des Faches dringend angerathen wurde, daß er aber wenn es so der Facultät genehm ist, mit großem Vergnügen die ursprünglich beabsichtigte Stilisation seines Gesuches um Venia legendi wiederherstellen würde.

Sie werden es, hochgeehrter Herr College, begreiflich finden, daß ich es ganz Ihrem Ermeßen überlaße Oblak den Rath zu geben, der zum Ziele führen kann, da Sie ja die Grazer Verhältniße besser kennen, als ich. Ich kann nur erklären, daß ich |3| Oblak, wie kaum einen, vorbereitet finde um sich für die slavische Philologie (natürlich vorzüglich in grammatischer Richtung) in ihrem Gesamtumfange zu habilitiren. Das wahrhaft kleinliche Benehmen Kreks setzt mich ins Erstaunen. Man muß sehr bedauern, daß er in Folge, wie es scheint, seiner Isolirtheit so ganz und gar den Sinn für die wirklichen Bedürfniße der slavischen Philologie verloren hat.

Ich empfehle Ihnen nochmals Oblak. Wer weiß, ob es ihm überhaupt beschieden sein wird die Vorlesungen auch nur zu beginnen, geschweige denn lange |4| zu halten. Um so schonender hätte ihn Krek behandeln sollen, während die Worte, die er ihm aus Graz schrieb, ganz danach lauteten um ihn in große Aufregung zu versetzen.

Mit herzlichen collegialischen Grüßen

Ihr

ganz erg.

V. Jagić

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 05033)