Vatroslav Ignaz Jagič an Hugo Schuchardt (16-05024)

von Vatroslav Ignaz Jagič

an Hugo Schuchardt

Wien

08. 10. 1886

language Deutsch

Schlagwörter: Archiv für slavische Philologie Weber, Albrecht Graz Wien

Zitiervorschlag: Vatroslav Ignaz Jagič an Hugo Schuchardt (16-05024). Wien, 08. 10. 1886. Hrsg. von Claudia Mayr und Helena Reimann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4777, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4777.


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Wien 8.10.1886

Hochverehrter Herr College!

Ich bedauere es ebenfalls, daß wir uns weder in Graz noch in Wien treffen konnten. Da wir in diesem Jahre keine Ferien im eigentl. Sinne hatten, so gönnten wir uns um den 20 August wenigstens einen Abstecher nach Graz zu meinem Schwager Dr. Struppi (der in Ihrer Nähe, Maiffredy Gasse 10 wohnt). Da hätte ich gern auch persönliche Bekanntschaft mit Ihnen gemacht, wenn Sie zu Hause gewesen wären. Später mußte ich nochmals nach St Petersburg, wo ich länger |2| blieb, als ich es voraussetzte und selbst wünschte. Ich hoffte zum Orientalisten-Congreß schon zurück in Wien zu sein, allein – ich bekam keinen Paß um abreisen zu können. Die Angelegenheit zog sich wider Erwarten so in die Länge, daß ich erst am 1 Oct. die Rückreise antreten konnte und am 3 Oct. abends nach Hause gekommen, nur noch Prof. Weber1aus Berlin bei mir sah.

Ich habe nicht geglaubt, daß Sie so selten via Wien reisen. Sollten Sie sich im Laufe der nächsten Zeit nicht bessern, so wäre es allerdings möglich, |3| daß ich Sie eher in Graz aufsuche.

Ihre Notiz über kračunъ sah ich im 3ten Hefte des Archivs erschienen (das Heft selbst hab‘ ich noch nicht), ich glaube, daß man mir einige Abzüge der Kleinen Mittheilungen schicken wird, wovon ich Ihnen dann ein oder zwei Stücke zusenden werde.

Das große Honorar von 3 Mark, welches Ihnen die Verlagsbuchhandlung ausstellen wird, wird eben ausreichen, um Ihnen das Papier, die Tinte und die Poststempel zu bezahlen!

Als „internationaler“ Forscher finden Sie vielleicht einmal wieder Gelegenheit auch in unser Fach hinüber zu greifen |4| wobei Ihnen unser „Archiv“ bestens empfohlen sein mag.

Mit herzlichen Freundesgrüßen

Ihr g. erg.

V. Jagić


1 Albrecht Weber (1825-1901), deutscher Orientalist.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 05024)