Julius Pokorny an Hugo Schuchardt (07-08970)
von Julius Pokorny
an Hugo Schuchardt
Unbekannt
Deutsch
Schlagwörter: 85. Geburtstag Publikationsversand Pidgins (Englisch)
Baskisch
Iberisch Meyer-Lübke, Wilhelm (1911–1920)
Zitiervorschlag: Julius Pokorny an Hugo Schuchardt (07-08970). Berlin. Hrsg. von Bernhard Hurch (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4725, abgerufen am 04. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4725.
Berlin-Halensee
Paulsborner Str. 90
Sehr geehrter Herr Hofrat,
Vergeblich versuchte ich, Sonderabdrucke Ihres „Sprachursprung” aus den Preuss. Sitz.-Ber. zu beschaffen;1 sie waren bereits kurz nach Erscheinen vergriffen.
Dürfte ich die ergebene Bitte aussprechen, mir, falls Sie noch Separata davon besitzen, ein Exemplar gütigst zukommen zu lassen? Ebenso von Arbeiten über das Baskische, die seit Ihrer Besprechung von Meyer-Lübkes Roman. Wörterb. erschienen sind? Oder falls Sie von Ihren Schriften 544, 435, 276 noch ein übriges Exemplar besitzen?
Meine iberischen Studien gehen recht langsam vorwärts; es gibt so unendlich viele Vorarbeiten zu erledigen und ich glaube, weder vom Hamitischen noch vom Kaukasischen absehen zu dürfen. Mein Eindruck wird immer mehr der, daß, gleichwie die Basken anthropologisch aus 2 verschiedenen Rassen bestehen, so auch ihre Sprache von Ost und Süd abzuleiten ist. Ihr Urteil über das Buch von Ostiř unterschreibe ich wörtlich.2 Es ist schade, |2| daß so viel Fleiß und Begabung auf derartige Abwege gegangen ist.
Ich gestatte mir, zur Begleichung der Porto-Auslagen 50 K beizufügen.
Mit vielem Dank für Ihre große Liebenswürdigkeit
Ihr hochachtungsvoll ergebener
Julius Pokorny
1 Schuchardt (1919 a und b, = Brevier/Archiv Nr. 711 und 712).
2 Oštir (1921). Die Ablehnung des Buches und der alarodischen Theorie von Oštir scheint allgemein gewesen zu sein. Schuchardt hat sich nicht gedruckt dazu geäußert, Pokorny scheint sich hier auf einen Brief von Schuchardt zu beziehen. Auch in der Korrespondenz mit Spitzer taucht diese Schrift auf, auch da scheint Schuchardt sie erwähnt zu haben. Spitzer antwortet am 22. September 1921 ( Brief 310-11071): “Oštir hat auch mir seine Phantasterei geschickt. Dafür sollte er gezüchtigt werden. Dieses greuliche “vrom.”, das wie das Etruskische behandelt wird: als schwammige Masse, die man beliebig zerdehnen kann!”.