Julius Pokorny an Hugo Schuchardt (03-08966)

von Julius Pokorny

an Hugo Schuchardt

Wien

01. 03. 1917

language Deutsch

Schlagwörter: Philologienlanguage Elamitischlanguage Keltische Sprachenlanguage Iberischlanguage Kaukasische Sprachen Spanien Loth, Joseph (1892)

Zitiervorschlag: Julius Pokorny an Hugo Schuchardt (03-08966). Wien, 01. 03. 1917. Hrsg. von Bernhard Hurch (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4721, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4721.


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Wien IV Mayerhofgasse 1

Sehr verehrter Herr Professor,

Es tut mir sehr leid, zu hören, daß Ihre Gesundheit zu wünschen übrig läßt; hoffentlich erlangen Sie bald Ihre volle Arbeitskraft.

Das Verzeichnis Ihrer Schriften, für das ich Ihnen vielmals danke, war mir recht wertvoll. Ich wäre Ihnen für Separata von den folgenden Aufsätzen besonders dankbar:1

259: A. von Loth, Les mots latins. Lb 14, 94-105.

298: Geographie der karthwel. Sprachen, Petermann 1897.

320 Zum Iberischen, ZR 23, 174-200.

526 Kelto-Baskisches, ZR 31, 34f.

560, Iber. Personennamen RB 3, 237-247

613, Nubisch und Baskisch RB 6, 267-81

627., Baskisch und Hamitisch RB 7, 289-340.

671, A von L. Siret, RB 8, 172-174.

545, Lat.-rom. Confluentes, ZR 32, 77-83

544 Vinson üb. Iberisch ZR 32, 349-59

|2| Was die Ligurer betrifft, so werde ich schließlich selbst versuchen müssen, der Sache auf den Grund zu kommen. Wenn ich außer dem Keltischen noch das Iberische genügend beherrschen werde, will ich mich mit Hilfe meines Kollegen, des Archäo- und Anthropologen Dr. Menghin an die Arbeit machen; mit der Philologie allein ist es wohl unmöglich, fertig zu werden.

Ich befasse mich jetzt auch mit den kaukasischen Sprachen, namentlich mit dem Elamischen, für das ja mein Kollege Dr. Hüsing hervorragender Spezialist ist und glaube, daß sich schließlich eine solide Brücke von Irland über Afrika bis zum Kaukasus wird schlagen lassen.2

Leider bietet das Keltische so viele lockende Probleme auf allen Gebieten, daß einem die Zeit fehlt, alle Gedanken |3| und Anregungen auszuführen. Ich habe schon jetzt Material genug für 20-30 Jahre. Vielleicht bringt uns die Erfahrung dieses Krieges eine größere Anzahl Mitarbeiter; ich selbst habe es zum Teil der politischen Lage zu verdanken, wenn mein Lehrauftrag für keltische Philologie nun doch endlich vom Ministerium bestätigt wurde.

Ihrer Anregung folgend werde ich zuerst versuchen, die keltischen Namen Spaniens streng herauszutrennen.

Mit bestem Danke für Ihre große Freundlichkeit

Ihr sehr ergebener

Julius Pokorny

IV Mayerhofgasse 1


1 Schuchardt (1916 = Brevier/Archiv Nr. 688). Schuchardt fertigte 1916 ein Verzeichnis seiner Druckschriften an, das Spitzer der Bibliographie des Breviers zugrunde legte. Allerdings ist zu beachten, daß die Zählung der Schuchardtschen Werke in der 1. Ausgabe des Breviers grob fehlerhaft ist und schließlich erst das Druckschriftenverzeichnis der 2. Auflage (sowie der Nachdrucke und der vorliegenden Webseite HSA) als Standard gesehen wird. Zu beachten ist auch, daß die im folgenden und in weiteren Briefen Pokornys genannten Nummern sich auf das Originalverzeichnis von 1916 beziehen.

2 Pokornys Sicht der Zugehörigkeiten ist in der Tat recht umstritten. Vgl. den Eintrag zu Pokorny von Rüdiger Schmitt in der NDB.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 08966)