Ernst Tappolet an Hugo Schuchardt (12-11567)
von Ernst Tappolet
an Hugo Schuchardt
19. 10. 1918
Deutsch
Schlagwörter: Cornu, Julius Schuchardt, Hugo (1918)
Zitiervorschlag: Ernst Tappolet an Hugo Schuchardt (12-11567). Basel, 19. 10. 1918. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4716, abgerufen am 10. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4716.
Basel 19 Okt 18
Hochverehrter Herr Professor
Vielen Dank schulde ich Ihnen für die letzte Zusendung (rom. Lw. im Berberischen) sowohl als für die verschiedenen Rezensionen, die Sie die Freundlichkeit hatten mir zuzusenden.1 So fern ich den nordafrikanischen Sprachen, so lebhaft haben mich Ihre ,Lehnwörter‘ interessiert, um so mehr als ich mich selbst um Lehnwortprobleme bemüht habe. Allerdings war Ihr Gebiet unendlich schwieriger und Vieles hypothetischer. Besonders reiche Anregung und Belehrung hat mir das geboten, was Sie mehr als Beigabe in Ihre Darstellung einflechten, so die Erörterung über grenouille, über aia amaria und über die Laut- |2|malerei, der ich lebhaft zustimme. Der ingeniösen Erklärung von baco aus bau hab ich nur das eine entgegenzuhalten, dass der Begriff fast zu familiärer Natur ist, um die Annahme einer schriftsprachlichen Restitution zu rechtfertigen.2 Koll. Cornu3, der einige Tage in Basel weilte, hat mir viel von Ihnen gesprochen. Wir haben hier der Grippe4 wegen die Vorlesungen eingestellt.
Mit ergebenem Gruss
Ihr
E. Tappolet
1 „Die romanischen Lehnwörter im Berberischen“, SB d. Wien. Ak. 188, IV, 1918, 1-82; die Besprechungen betreffen Arbeiten von Urtel, Meyer-Lübke, Spitzer und Brugmann.
2 Vgl. „Die romanischen Lehnwörter im Berberischen“, 28f. 34, 36f.
3 Jules Cornu (1849-1919), Schweizer Romanist, in Basel habilitiert, Nachfolger Schuchardts in Graz.
4 Es handelt sich um die Spanische Grippe, vgl. den Brief von Frida Morf an Schuchardt (Ende August 1918, HSA, Lfd.Nr. 02-07489).