Ernst Tappolet an Hugo Schuchardt (08-11563)
von Ernst Tappolet
an Hugo Schuchardt
24. 01. 1916
Deutsch
Zitiervorschlag: Ernst Tappolet an Hugo Schuchardt (08-11563). Basel, 24. 01. 1916. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4712, abgerufen am 29. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4712.
Basel 24 Jan. 16
Verehrter Herr Professor
Ich habe Ihre beiden freundlichen Karten und Ihre beiden boche-Artikel1 richtig erhalten und sage Ihnen herzlichen Dank. Das will ja kein Ende nehmen. Wer hätte gedacht, dass wir uns gegen zu grosses etymologisches Interesse wehren müssten! Die Erklärung, die man Ihrer Oesterreicherin von sale-boche gegeben hat, stammt sicher nicht von einem Welschen, der ohne weiteres auf sale + boche (wie sale cochon, sale chien) verfallen wäre, es sei denn, dass er aus Courtoisie eine Glimpf-Erklärung geben wollte. Zu ähnlicher Resigna- |2| tion wie boche stimmt mich gegenwärtig ein anderes berühmtes Schimpfwort Huguenot, das ich aus älterem Eiguenot (Eidgenossen) unter Einfluss von Besançon Hugues (Parteiführer der Eiguenots zu Genf)2 erklären möchte; aber sichere Belege fehlen. Ihr ,Hands off‘ wird der beste Rat sein.
Mit ergebenen Grüssen Ihr
E. Tappolet
Darf ich Ihnen beif. lokalgeschichtlichen Aufsatz übersenden?3
1 „Boche“, Grazer Tagespost 9 (9. Jänner 1916) u. 11 (12. Jänner 1916).
2 Zu dieser Person (um 1482-Ende 1532) vgl. hls (online).
3 Entweder „ La synonymie patoise dans la Suisse romande (sommeil, jour et nuit, lait et fromage “, Bulletin du Glossaire des patois de la Suisse romande 13, 1915, 41-61, oder „ Etymologies jurassiennes “, ebd. 14, 1915, 41-47.