Herbert Steiner an Hugo Schuchardt (35-12258)

von Herbert Steiner

an Hugo Schuchardt

Götzis

09. 05. 1922

language Deutsch

Schlagwörter: Collège de France Magyar Nyelvörlanguage Portugiesischlanguage Französisch Meillet, Antoine Jud, Jakob Hubschmied, Johannes Ulrich Schuchardt, Hugo (1922) Schuchardt, Hugo (1920) Urtel, Hermann (1922) Riegler, R. (1922)

Zitiervorschlag: Herbert Steiner an Hugo Schuchardt (35-12258). Götzis, 09. 05. 1922. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4683, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4683.


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Götzis 9-5-22

Hochverehrter Herr Hofrat!

Gleich nach dem Labourdinischen Band1, für den ich Ihnen vielmals danke, kommen die Separata des kleinen Artikels aus ZR2 – aber leider nur 10, obwohl ich gebeten hatte, mir gegen Bezahlung mehr zu senden und ein paar mit dem Bild zu versehen, das doch wohl dazu erschienen ist. Nun habe ich zwei gleich an Lacombe und Urquijo3 geschickt, mich der von Ihnen engegebenen Adressen bedienend, und muss mit einer Reihe von |2| Fragen kommen, die Ihnen hoffentlich nicht lästiger fallen als ich es abbitten kann:

1) Haben Sie selbst – wie es doch einfacher Anstand der Redaktion wäre – auch SA erhalten?

2) Ich will ein paar Maschinenabschriften herstellen lassen, d.h. ungefähr 30; darf ich Ihnen 10 davon schicken? oder sind die getippten für Sie nicht gut verwendbar? und darf ich Ihnen, falls Sie – wohl ein Irrealis – keine gedruckten erhielten, 3 von meinen zur Verfügung stellen?

3) Darf ich Sie um Uhlenbecks Adresse4|3| bitten (die von Meillet5 weiss ich)?

4) Was heisst das in der Dalgadorezension erwähnte, mit fremde und dunkle „Teekind“?6

5) Spitzer nennt mir Festartikel von Balassa, Urtel, Riegler7wo sind die erschienen? d.h. die zwei letzten (der erste ist wohl magyarisch).

Meine Frage ist nicht nur egoistisch: denn ich will sie kommen lassen und (wie die anderen Artikel, die ich hier habe) Ende d.M. in Zürich, wohin ich für zwei Wochen gehen möchte, Jud und Hubschmied zeigen.

Ich lege einen Ausschnitt bei, |4| der die Ihnen vertrauten Beziehungen von Linguistik und Mathematik behandelt, und eine Notiz über Jud.

Vergeben Sie alle meine selbstsüchtigen Fragen!

Hoffentlich sind Sie, sehr verehrter Herr Hofrat, wohlauf und geniessen den Blick von Ihrer Loggia! Hier war der Winter recht lang – erst seit drei Tagen ist es warm.

Heute nur soviel und immer den herzlichsten Dank und die ergebensten Grüsse

Ihres

Herbert Steiner.


1 „Zur Kenntnis des Baskischen von Sara (Labourd)“, Abhandl. d. Berl. Ak. d.W, 1922, 1-39.

2 Vgl. Anm. 4 zu Lfd. Nr. 11-11242.

3 Es handelt sich um die Baskologen Georges Lacombe (1879-1949) und Julio de Urquijo Ybarra (1871-1950).

4 Christian(us) Cornelius Uhlenbeck, (1867-1951), Sprachwissenschaftler in Leiden.

5 Antoine Meillet (1866-1936), französischer Sprachwissenschaftler am Collège de France, häufig in Châteaumeilland, Dpt. Cher residierend.

6Anzeige von: S. R. Dalgado, Contribuições para a lexicologia luso-oriental; Gonçalves Viana e a lexicologia portuguesa de origem asiático-africana. Dialecto indo-português de Negapatão; Glossário luso-asiático I“, LB für germ. u. rom. Philologie 41, 1920, 339-341. In Sp. 339 zit. Schuchardt als Beispiel für die Bedeutung des Wortes Tee: „vgl. port. não ter tomado chá em pequeno ,keine gute Kinderstube gehabt haben‘; franz. thé dansant, dtsch. Teekind u.a.). Ein „Teekind“ ist ein Lieblingsschüler, der bei seinem Lehrer zum Tee eingeladen wurde („im Tee sein“).

7 Jószef Balassa (1864-1945), ungar. Sprachwissenschaftler (Festartikel nicht nachgewiesen, vermutlich im Magyar Nyelvör); Hermann Urtel, „Hugo Schuchardt zum 4. Februar 1922“, GRM 10, 1922, 1-3; Richard Riegler, „Hugo Schuchardt als Lehrer“, Die Neueren Sprachen 30, 1922, 45-46.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 12258)