Hugo Schuchardt an Herbert Steiner (24-57.3583)

von Hugo Schuchardt

an Herbert Steiner

Unbekannt

30. 09. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Magyar Nyelvörlanguage Französisch Köhler, Reinhold Schuchardt, Hugo (1896) Tóth, Béla (1896) Zolnai, Gyula (1896)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Herbert Steiner (24-57.3583). Unbekannt, 30. 09. 1921. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4672, abgerufen am 01. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4672.


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Herrn Herbert Steiner
Götzis
Vorarlberg

Lieber Herr,

Ich habe Ihnen heute die Urschrift meines madjarischen Artikels im Nyelvör von 18961 geschickt; ich möchte doch um gelegentliche Rücksendung bitten: Die Angelegenheit hat mich lebhaft beschäftigt & ich hatte mich um die Verhältnisse in Elsaß-Lothringen erkundigt und meine etwas mühseligen Ermittlungen (Verfügungen und Dienstanweisungen von 1877, 1878 und 1898) in kurzer Wiedergabe der betreffenden Stellen zum Gegenstand einer Anmerkung auf S. 106 der Ztschr. gemacht. Das Wesentliche war: „französische und überhaupt fremdländische in Deutscher Sprache nicht vorkommenden … Namen … sind nicht verboten“. Ich befand mich damals in Briefwechsel mit H. Gaidoz2 wegen dieser und verwandter Dinge; es gelang mir festzustellen daß gewiße Namen in einem besondern Falle nicht zugelassen worden waren – aber auf Grund einer aus der französischen Revolutionszeit stammenden Verordnung. Neuerdings herrschten, soviel ich mich recht erinnere (s. Ztschr. d. A. Deutschen Spr.) bei den Deutschen ähnliche Ansichten wie bei den Madjaren. Mein Artikel fand eine Erwiderung (die ich aber nicht als Widerlegung ansehen kann) im folgenden Heft des M. Nyv.|2| 144-151 von Tóth Bela u. d. Titel „A keresztnevek ,forditása‘“ also dem meinigen völlig gleichlautend).3 – Der ganze Handel wegen der Taufnamen enthält manches Ergötzliche. Daß die Italiener meinen lieben biedern Freund Reinhold Köhler immer Rinaldo Köhler nannten, konnte ich wegen des Rinaldo Rinaldini nicht verwinden4. Áruforgalma (eig. –alom) heißt „Güterverkehr“.5

Bgr.

Ihr
Sch.


1 „A keresztnevek ,fordítása'', Magyar Nyelvőr 25, 1896, 97-107 (dt. Die Übersetzbarkeit der Eigennamen).

2 Henri Gaidoz (1842-1932), französischer Keltist und Historiker, vgl. HSA, Bibl. Nr. 03211-03307.

3 Der Artikel von Tóth, Bela beginnt allerdings auf S. 145. Ein zweiter titelidentischer Artikel „A keresztnevek kérdése“ im Magyar Nyelvör 26, 1887, 77-78, der auf Schuchardt Bezug nimmt, hat Gyula Zolnai (Zolnai Gyula) zum Verfasser.

4 Romantitel des Goethe-Schwagers Christian August Vulpius, dessen Held ein die Apenninen unsicher machender Räuberhauptmann ist.

5 Der Eigenname Hoffmann scheint demnach gelegentlich ins Ungarische mit Áruforgalma übersetzt worden zu sein (vorletzte Zeile von Schuchardts Artikel), obwohl er so viel wie einen Gutsverwalter bezeichnet.

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