Herbert Steiner an Hugo Schuchardt (22-12249)
von Herbert Steiner
an Hugo Schuchardt
25. 09. 1921
Deutsch
Schlagwörter: Grazer Tagblatt Hubschmied, Johannes Ulrich Jud, Jakob Lacombe, Georges Graz Schuchardt, Hugo (1884) Schuchardt, Hugo (1912) Schuchardt, Hugo (1914) Lacombe, Georges (1922) Schuchardt, Hugo (1895)
Zitiervorschlag: Herbert Steiner an Hugo Schuchardt (22-12249). Götzis, 25. 09. 1921. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4670, abgerufen am 16. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4670.
Götzis 25-9-21
Hochverehrter Herr Hofrat!
Beiliegend die Kreolischen Studien V mit zwei Separata aus RB1 (ich war nicht sicher, welches davon Sie zurückwünschten und lege daher beide bei) mit Dank zurück. „Nubisch und Baskisch“ folgt dieser Tage – dann habe ich nichts mehr hier, das Ihnen gehört.
„Baskisch und Hamitisch“ und „Revue Basque 1914“ (falls ich mich davon trennen kann – sonst der Abdruck aus Nordisk Tidskrift) sind Hubschmied2 versprochen, der sich herzlich freut, von Ihnen bedacht zu sein. (Jud besitzt die Sachen). Ich musste beiden viel |2| von Ihnen erzählen.
Nach dieser pedantischen Voranstellung der besitzrechtlichen Fragen herzlichen Dank für Ihren Brief und Ihr gütiges Eingehen auf meine Fragen! Den Brief aus Innsbruck, der Ihren kreuzte und für alle Aufnahme und Nachsicht, und die Zürcher Karte, die schnell für Ihren Brief dankte, haben Sie hoffentlich erhalten. (Auf der Karte stand auch die Adresse des Rhätischen Idiotikons: Prof. G. Pult, St. Gallen.) –
Nein, ich bin froh Lacombes|3| Festartikel zu haben!3 Wo hätte ich ihn sonst gesehen? Ich wollte bei meinem nächsten Grazer Aufenthalt ohnedies nach längeren Artikeln zu Ihrem 70. Geburtstag, etwa in fremden Zeitschriften, fragen, da ich nur die aus GT4 kenne.
„Sind unsere Personennamen übersetzbar?“ haben Sie mir 1919 geschenkt. Ist 287 A keresztnevek … nicht damit identisch (wie die Bibliographie andeutet), so bitte ich mit Freuden um den deutschen Text, wenn Sie ihn nicht benötigen.5
Die Broschüre, die Lacombe wünscht, will ich sehr gerne suchen, so gut das von hier |4| möglich ist.
Bei „tillewatt“ (Schluss von Kr. St. V) kam ich über einen törichten Deutungsversuch nicht hinaus.6 Dafür setze ich ein Wort für „Hut“ her, das ich eben von unserer alten Wiener Köchin hörte: „Clabezí“ (Ton auf der ersten Silbe) – sie fügte hinzu „dös kummt vo Claque“?7
Heute nur so viel und zu allen Wünschen für Ihr ergehen, sehr verehrter Herr Hofrat, dankbar und herzlich ergebene Grüsse
Ihres
Herbert Steiner.
1 Revue Basque.
2 Zu Hubschmied vgl. Anm. 2 zu Lfd. Nr. 21-12248.
3 Georges Lacombe (1879-1947), französischer Baskologe; der Artikel zum 70. Geburtstag konnte nicht nachgewiesen werden, doch vgl. „M. Hugo Schuchardt et le Basque de Sare“, Le Journal de Saint Palais (22.4.1922).
5 Vgl. Anm. 1 zu Lfd. Nr. 24-57.3583.
6 „Kreolische Studien V“, SB d. Wien. Ak. 105, 1883, I, 151-161, hier 161: „Auf den Duke-of-York-inseln heisst ,stehlen‘ kinkenau (what for your kinkenau knife belong me?) und ,festmachen‘ tillewatt (me tillewatt him); die Eingeborenen halten das für englische Wörter“.
7 Wenn clabezí von chapeau claque kommt, dann wäre das eine deutsche „Kreolisierung“.