Rudolf Sprenger an Hugo Schuchardt (1-11218)
von Rudolf Sprenger
an Hugo Schuchardt
20. 06. 1887
Deutsch
Schlagwörter: Sprachkontaktforschung/Kontaktlinguistik Baskisch
Spanisch Soroa y Lasa, Marcelino San Sebastian
Zitiervorschlag: Rudolf Sprenger an Hugo Schuchardt (1-11218). San Sebastian, 20. 06. 1887. Hrsg. von Bernhard Hurch (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4599, abgerufen am 24. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4599.
20. Juni 1887, KK. Universitätsprofessor zu Graz etc. etc. Hochwohlgeboren Sare (Basses-Pyrénées) Herrn Dr. Hugo Schuchardt
Sehr geehrter Herr Professor!
Auf Ihr freundliches Schreiben vom 17. ds. Mts. erwiedere ich ergebenst, daß ich mich wohl für das Studium der baskischen Sprache interessire, ohne selbst leider wenig von demselben gewonnen zu haben. Es ist ganz natürlich, daß das Baskische in San Sebastian nicht in derselben Reinheit gesprochen werden kann, als in der oberen Provinz (Goyerri) wo wenig Spanisch gesprochen wird, und die Leute einfacher leben und viele hier eingeführten Sachen nicht kennen & folglich nicht zu benennen brauchen.
|2|Nach meiner Meinung bedarf es sehr eingehender Studien und großen Verständnisses der span. & baskischen Sprachen, um sich ein Urtheil darüber bilden zu können, was die eine von der anderen entnommen hat. Jedenfalls hat sich die spanische Sprache durch eine Unmasse baskischer Wurzeln bereichert und Manches ist später als „spanisch“ in’s Baskische zurückgekommen. Indessen zu wenig urtheilsfähig, erlaube ich mir, Sie auf meinen Freunde D. José de Oregui, cura, Calle de Loyola, und D. Marcelino Soroa,1 beide hier, zu verweisen, die beide gewiß gerne Ihren Wünschen nachkommen werden. Der Erstere ist Lehrer der baskischen Sprache & will ganz sonderbare Geheimnisse in derselben ent- |3| deckt haben, während der Andere eine Art Volksdichter ist & den hiesigen Dialekt jedenfalls ganz besonders beherrscht, wenn ihm auch eine tiefere wissenschaftliche Bildung abgeht.
Ihnen gerne in jeder Weise zu Diensten stehend, besonders bei Ihrem angezeigten Besuche, empfehle ich mich Ihnen mit vorzüglicher Hochachtung als
Ihr ganz ergebenster
Rudolf Sprenger Konsul des deutschen Reiches
1 Es ist davon auszugehen, daß Sprenger Schuchardt diese beiden Personen vorgestellt hat. Während ein weiterer Kontakt mit Oregui nicht belegt ist, gibt es im Nachlaß noch einen viel späteren Brief von Soroa, nämlich aus dem Jahre 1894.