Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (54-1190)
von Hugo Schuchardt
06. 02. 1879
Deutsch
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (54-1190). Graz, 06. 02. 1879. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4576, abgerufen am 25. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4576.
Graz 6 Febr. 79
Theuerer Freund!
Obwohl ich nach dreimaliger Anfrage allerdings die Hoffnung aufgegeben habe1, von Ihnen Antwort zu erhalten, so will ich doch ehe ich nach Spanien abreise, Ihnen noch Einiges bemerken.
1) den Artikel über Sie, welchen Gustav Meyer für die Augsburger Zeitung geschrieben hat, habe ich so eben in der Korrektur gelesen; er wird also in diesen Tagen erscheinen2. Er ist recht ausführlich und Sie werden damit hoffentlich zufrieden sein, da Ihre Verdienste ohne Rückhalt und Einschränkung anerkannt werden.
2) Cihac, mit dem ich nie in Beziehung gewesen bin, hat mir geschrieben und mich gebeten, ich möchte ihm meine Bemerkungen zu Ihren Texten schicken. Ich habe es noch nicht gethan, werde es aber wohl, um der Höflichkeit zu genügen, thun müssen3. Nur ist es mir unangenehm nicht zu wissen, ob Sie meine Brochüre bis zum Erscheinen des zweiten Bandes als Manuskript betrachtet zu wissen wünschen4. Denn da Cihac jetzt den zweiten Theil seines etymologischen Wörterbuchs vollendet5, so könnte er noch Gelegenheit finden, sich auf eine oder die andere Äusserung von mir zu beziehen, ohne dasjenige zu berücksichtigen, was Sie etwa dagegen zu sagen haben werden.
3) Wegen der Vertheilung der Bücher6 bin ich insofern in Verlegenheit, als Sie mir gar keine Andeutung darüber gemacht haben, als ich nicht weiss, wem Sie schon Exemplare gesandt haben.
4) Der Stern von Rumänien7 scheint ein Irrlicht gewesen zu sein. Ich läugne nicht, dass mir eine Anerkennung von dieser Seite her Freude gemacht haben würde und in gegenwärtigem Augenblick wäre es mir besonders willkommen gewesen, weil ein solcher Schmuck mir in Spanien besonders da ich mich bei Hofe vorstellen lassen will, Ehre und Vortheil hätte bringen können. Es ist hierbei kein schnöder Ehrgeiz im Spiele: bei den wissenschaftlichen Zwecken welche ich in Spanien verfolge8, ist für mich die Unterstützung mächtiger und einflussreicher Personen nothwendig und da mich, nach meinen wissenschaftlichen Leistungen, in Spanien kaum Jemand kennen wird, so bedarf ich äusserlicher Empfehlungen und eine der besten von solchen ist ein Orden.
Ich zürne Ihnen wegen Ihres Schweigens nicht, da ich voraussetze, dass es eine triftige Ursache hat. Hoffentlich besteht dieselbe nicht in Krankheit.
Ich gedenke am 17. dieses Monats etwa abzureisen. Haben Sie mir Wichtiges nach dieser Zeit mitzutheilen, so werden Sie mir am Besten nach Madrid, per Adresse Östreichische Botschaft schreiben.
Herzlichst grüsst Sie
Ihr ergebener
H. Schuchardt
So eben vernehme ich von Frollo, dass Sie wohl sind9; ich freue mich dessen, und habe den Brief noch einmal geöffnet. Sie erlauben, dass ich in* Madrid, zusammen mit meinem Vokalismus10, auch Ihre Cuvente den bătrăni an geeigneter und einflussreicher Stelle mit vorlege. Ich bitte Sie mir zu sagen, ob die Aussicht auf die Steá ganz geschwunden ist, oder wie es sich damit verhält11. Wenn Sie wüssten, wie viel es in Spanien werth ist, als Caballero aufzutreten!
* an nel ms.
3
Alexandru de Cihac dové chiedere il testo dell’introduzione dello Schuchardt alla vigilia della stesura del suo stroncatorio articolo-recensione a CdB I, Sur les études roumaines de Mr. Hajděu, pubblicato in « Romanische Studien » IV (1879-1880), Heft xiii, pp. 141-84 (datato "Mars 1879"; e versione romena B. P. Hasdeu şi Cuvente den batruni, in « Convorbiri literare », XIII [1879], pp. 81-98, 135-55; XIV [1880], pp. 115-23, 125-34).
La violenta critica del Cihac si chiude con le parole: « Nous terminons ces esquisses en exprimant le voeu que Mr. Hajděu fasse paraître bientôt le second volume de ses "Cuvente den batruni", qui contiendra certainement enfin les observations critiques de Mr. Hugo Schuchardt sur le premier volume, o[ù] elles manquaient, quoique elles eussent annoncées si ostensiblement sur le titre et sur la couverture du livre.
Mr. Hajděu veut nous offrir dans ce second volume ses propres suppléments très-nombreux aux notes de Mr. Schuchardt, de sorte que nous pouvons nous nous promettre, sans aucun doute, un des travaux philologiques les plus intéressants sous plus d’un rapport. » (pp. 183-4).
Si vedano comunque, riguardo all’articolo del Cihac, le riserve formulate dallo Schuchardt (lettera LX) e le opinioni del Hasdeu (LXI e n. 4).
4 V. lettera LV (e LIII, n. 2).
8 Nel corso del suo soggiorno di otto mesi in Spagna lo Schuchardt si dedicherà, tra l’altro, allo studio del caló, dei canti flamenchi e alla ricerca di una produzione poetica orale degli zingari spagnoli (cf. S. Hafner, Hugo Schuchardt und Franz Miklosich, nel vol. Schuchardt-Symposium, pp. 35-9; A. Sawoff, Un siglo de estudios de lingüística andaluza, ivi, pp. 193-218).
9 G. L. Frollo: v. XLVII, n. 5.
10 Si riferisce ovviamente ai tre importanti voll. del suo Der Vokalismus des Vulgärlateins (Leipzig 1866, 1867 e 1868).
11 Il ritardo nel conferimento dell’onorificenza verrà spiegato dal Hasdeu nella lettera seguente (LV).
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