Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (49-1148)
von Hugo Schuchardt
08. 12. 1878
Deutsch
Schlagwörter: Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Wien) Universität Wien Universitätsbibliothek Graz Meyer, Gustav Hasdeu, Bogdan Petriceicu (1879) Schuchardt, Hugo (1880)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (49-1148). Graz, 08. 12. 1878. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4571, abgerufen am 27. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4571.
Graz 8. 12. 78
Theurer Freund!
Die 10 Exemplare Ihrer Cuvinte befinden sich in meinen Händen1 und ich empfinde lebhafte Freude auch über den mir noch unbekannten Theil, die so interessante Chronik Moxa’s2. Das Werk wird seinen Lauf durch die Welt nehmen und, davon bin ich fest überzeugt, überall den lebhaftesten Anklang finden, da bisher etwas Derartiges von Rumänien nicht ausgegangen ist. Was ich zu seinem Erfolge beitragen kann, will ich gern thun. Ich habe schon mit G. Meyer, Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft hier (der allerdings des Rumänischen nicht kundig ist), gesprochen, ob er vielleicht eine ganz allgemeingehaltene Anzeige davon an die Augsburger Allgemeine Zeitung einsenden will3; natürlich würde ich ihm dabei behülflich sein. Wie denken Sie dass ich sonst die Bände nutzbar machen soll? Ich denke in Wien an die Wiener Akademie, an Mussafia4, Miklosich5 und Jarnik6. Schreiben Sie mir bald ob ich in unserm Namen oder in Ihrem Namen allein an die Betreffenden je ein Exemplar einsenden soll.
Meine Freude an Ihrem Unternehmen wird ein wenig getrübt durch die Rolle, die ich dabei spiele. Mein Elaborat bezeichnet sich selbst als eine Einleitung und trägt den Charakter einer solchen: es enthält Observaţiuni filologice, aber dieser Titel kommt ihm doch nicht zu7; von O.f. die am Schlusse erscheinen, erwartet man Anderes und mehr, als von solchen gelegentlichen, die bestimmt waren vorausgeschickt zu werden. Abgesehen davon, musste meine Abhandlung wenigstens in den ersten Band kommen, da sie sich nur auf diesen und sogar nur auf einen Theil desselben bezieht; einen Nachtrag würde ich — aus rein formalen Gründen (ich liebe solches Flickwerk nicht) — nicht geben, obwohl ich sehr bedauere, die Chronik des Moxa nicht haben in Berücksichtigung ziehen zu können. Warum haben Sie mich auch mit meinen Observaţiuni (da sie es doch nun einmal sein sollen) nicht warten lassen, bis Sie mir den Moxa vorlegen konnten8? Endlich aber, wenn dieselben nun erst im zweiten Band (von dem ich bis vor Kurzem gar keine Ahnung hatte) erscheinen sollen9, warum haben Sie mir dieselben nicht zur Revision, zur Berichtigung von Druckfehlern (die mir immer entsetzlich sind) und zur Anbringung kleiner Änderungen zugesandt? Es war ja Zeit genug vorhanden.
Sie sehen, ich mache keinen Hehl daraus, dass mich der Ausgang etwas überrascht und verstimmt hat. Indessen will ich hinzufügen, dass ich mich sofort entschlossen habe, unsere freundschaftlichen Beziehungen nicht wegen einer und derselben Angelegenheit zweimal der Gefahr einer Trübung auszusetzen. Also: ich glaube Sie haben gegen mich gefehlt, aber ich absolvire Sie und es bleibt kein bittrer Tropfen in meinem Herzen zurück.
Vielleicht haben Sie selbst gefühlt, dass ich des Balsams bedürfe. Es ist mir in der That sehr schmeichelhaft, dass schwache Kunde von mir bis zu Ihrer Fürstin gedrungen ist10 und ich bin gern bereit, auf bessere und ausführlichere Weise meine Sympathieen für Rumänien zu bethätigen, als dies bisher geschehen ist. Sie wissen, dass ich gern aus dem engen Kreise der Wissenschaft etwas hinaustrete und dass mich Anerkennung von Nichtgelehrten besonders erfreut. Sie haben von der Möglichkeit gesprochen, dass mir der Stern von R. erglänzen könnte11, nun Sie wissen, dass eine Auszeichnung uns um so mehr Vergnügen bereitet, je unverdienter sie ist. Ich gedenke im Februar auf mehrere Monate nach Spanien zu reisen; wenn ich vor König Alfonso12 mit einem Schmucke aus dem romanischen Osten erschiene, so wäre mir das kein unliebsames Symbol und keine unwirksame Empfehlung für meine panromanistischen Bestrebungen.
Den Artikel von de Gubernatis in der Nuova Antologia13, die ich noch gestern in den Händen hatte, habe ich übersehen; die Zeitschrift der Osten in welche Jarnik geschrieben hat14, kenne ich gar nicht. Wollen Sie denn nicht dem Literarischen Centralblatt und der Jenaer Literaturzeitung je ein Exemplar Ihres Buches schicken? Oder soll ich es thun? Bliebe mir dann ausser dem einen, das ich behalte, noch ein Exemplar übrig, so erlauben Sie mir wohl, es der Grazer Universitätsbibliothek zu übermachen. Bitte, schreiben Sie mir möglichst genau Ihre Intentionen und schicken Sie mir baldigst meine unseligen Observaţiuni15 damit ich das Unglück in seinem ganzen Umfang überblicken kann. Eines werden Sie mir wohl gewähren: bemerken Sie (in deutscher Sprache) dass die Observaţiuni nur auf Grund der Urkunden und Glossen geschrieben worden sind16. Grüssen Sie Frollo17 bestens von mir und betrachten Sie mich, trotz meines obigen Brummens,
als Ihren warmen und aufrichtigen Freund
H. Schuchardt
1 Si riferisce naturalmente al solo t. I di CdB.
3 Per la lusinghiera recensione di Gustav Meyer v. LI, n. 3.
4 A. Mussafia: v. XXXIX, n. 1.
5 F. Miklosich: v. XL, n. 1.
6 Jan Urban Jarník (Pottenstein = Potštyn, Boemia 1848 - Praga 1923) aveva appena vinto la cattedra di filologia romanza all’Università di Vienna.
7 Lo Schuchardt protesta dunque qui per la soluzione adottata dal Hasdeu per il frontespizio del tomo I (1878): Cuvente den bătrăni. Limba româna vorbită între 1550-1600. Studiŭ paleografico-linguistic de B. Petriceicu-Hasdeu, cu Observaţiuni filologice de Hugo Schuchardt . Il titolo che la discussa ' introduzione' porterà all’interno del Suplemental t. I (1880) sarà, come già fissato dal Hasdeu nella lettera del 1 marzo 1878, Über B. P. Hasdeu’s « Altrumänische Texte und Glossen » von Hugo Schuchardt (v. lettera XXV, ma anche XLIV).
8 V. lettera XLVIII; e risposta del Hasdeu, L.
9 II testo dello Schuchardt apparirà, come si è detto, in CdB S (v. supra, n. 7).
12 Alfonso XII di Borbone, che era salito al trono di Spagna nel 1875.
16 La richiesta dello Schuchardt sarà però disattesa (cf. la presentazione del Hasdeu dei materiali del Suplement, da noi riportata — per la parte riguardante l’introduzione schuchardtiana — alla lettera XLII, n. 1).
17 G. L. Frollo: v. XXXV, n. 4.
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