Hermann Urtel an Hugo Schuchardt (53-12304)

von Hermann Urtel

an Hugo Schuchardt

Pörtschach

18. 08. 1922

language Deutsch

Schlagwörter: Sociedad de Estudios Vascos Spitzer, Leo Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Hurch, Bernhard (2006)

Zitiervorschlag: Hermann Urtel an Hugo Schuchardt (53-12304). Pörtschach, 18. 08. 1922. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4552, abgerufen am 31. 05. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4552.


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18.8.22.

Lieber Verehrter!

Nun bin ich also wirklich in Pörtschach1 und geniesse das herrl. Land, den blauen See, die Gastfreundschaft des treffl. Spitzer von Herzen. Meine Älteste ist bei mir und wir leben auf. Nun wollte ich anfragen, ob es Ihnen nicht zu störend ist, wenn ich Sie (allein) auf 2 Tage in Graz besuche – ich bleibe bis Ende August hier, um dann über Innsbruck Bodensee, Bad Ems, (wo meine Kinder jetzt zu Haus sind) u. Paris nach Spanien zu fahren – wennAzkue Peseten schickt, die ich dringend erwarte (– ich habe Azk.‘s Besuch in Hamburg verfehlt u. weiss nicht, wo er sich aufhält; ich habe ihm u. Elisalde2 einen Eilbrief am 2. August geschickt u. um Reisegeld gebeten. Aber bisher ohne Nachricht. Bitte sagen Sie mir einen einfacheren Gasthof in Graz – Elefant ist mir noch in sehr teurer Erinnerung.

Herzlich wie immer Ihr
Urtel


1 Vgl. Spitzers Brief vom 17.8.1922 an Schuchardt (Lfd.Nr. 351-11111; ed. Hurch, 2006, 268-269): „Heute kommt Urtel an, morgen Maver, auch Rohlfs und Schürr haben sich angesagt“. Spätestens Anfang 1924 war das Verhältnis Spitzer-Urtel jedoch getrübt. So schreibt Spitzer am 28.3.1924 an Schuchardt (Lfd.Nr. 383-11138; ed. Hurch, 2006, 315-316): „Übrigens noch einer, der sich ausschweigt, ist Urtel, dessen letzte Zeile ich las, als ich ihm genau vor einem Jahr mitteilte, daß unsere Verhältnisse so desolat seien, daß ich nur durch den Auslandskurs mich aufrechterhalten könne. Darauf kam noch eine kurze, aber sentimentale Karte – und dann trotz Antwort meinerseits nichts mehr bis heute. Nun les ich in GRM einen schwärmerischen Artikel über Curtius‘ Balzac von ihm, der mich wegen seines A tempo-zusammentreffens mit der Bewerbung bei Curtius um Mbg. etwas verstimmt. Mag sein, daß ich ihm Unrecht tue, aber Urtel hat mich eben als Mensch sehr enttäuscht. Er macht sich selbst sentimentale Flausen vor“. Er präzisiert, offenbar auf eine Karte Schuchardts antwortend, am 9.4.1924 (Lfd.Nr. 384-11139; ed. Hurch, 2006, 318): „Urtel beurteile ich so wie ich es tue aus der Anschauung verschiedener kleiner Züge, die mir bei der Erkenntnis eines Charakters wesentlich scheinen. Der Alltag ist etwas Entheroisierendes u. man sollte sich am besten in ihm nicht kennen lernen. Ich habe nur einen Menschen in meinem Leben kennen gelernt, der in diesem grauen Licht betrachtet nicht verlor u. stets eine achtunggebietende Erscheinung blieb: G. Maver (ein wenig auch I. Iordan, der Ihnen wohl seinen dem Junggrammatiker gewidmeten Antijunggrammatikerartikel gesandt hat)“.

2 Luis de Elizalde, Baskologe, Mitglied der Sociedad de Estudios Vascos, bereits 1918 Vortragender beim Primer Congreso de Estudios Vascos.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 12304)