Hermann Urtel an Hugo Schuchardt (50-12301)

von Hermann Urtel

an Hugo Schuchardt

Hamburg

03. 03. 1922

language Deutsch

Zitiervorschlag: Hermann Urtel an Hugo Schuchardt (50-12301). Hamburg, 03. 03. 1922. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4549, abgerufen am 31. 05. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4549.


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23.3.22.

Lieber Hochverehrter!

Vom Bett aus will ich Ihnen für die seltene Freude danken, die mir Ihr Brevier1 gemacht hat, das noch dazu mit so freundlicher Inschrift geschmückt u. mit Ihrem Bilde, das so ausgezeichnet ist. Ich wünschte wohl, das Buch irgendwo anzuzeigen, kann aber für die nächsten Wochen schwerlich disponieren, da mein Blasebalg noch immer etwas ungeordnet erscheint. Sonst aber bin ich ja ein Baumstarker Kerl u. gar nicht geneigt mich zu ergeben. Heute durfte ich 2 Stunden hinten bei meiner l. Frau sein u. darauf hatten wir uns nach 3wöchentlicher Trennung gefreut, wie die Kinder auf Weihnachten. Der Zustand meiner Frau ist stationär, aber ihr Kräfteverfall gross … Schrecklich. [am Rand:] Seit einer Woche ohne jede Temperatur, also darf ich mir selbst wieder Vorwärts rufen. |2| Über die Bücher habe ich so mancherlei zu staunen, was ich noch nicht kenne u. zu lernen, zu fragen u. zu sagen. Kurz eine Freude in dieser trüben Zeit. Leben Sie herzlich wohl. Ich schreibe bald wieder ein Kärtchen u. bleibe indes getr.

Ihr
H. Urtel


1 Hugo Schuchardt-Brevier: Ein Vademekum der allgemeinen Sprachwissenschaft. Gedr. mit Unterstützung einer Anzahl schweizer. Forscher u. Lehrer. Als Festgabe zum 80. Geburtstag d. Meisters zsgest. u. eingel. von Leo Spitzer. Mit e. Porträt [Titelb.] Hugo Schuchardts, Halle a.S. 1922.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 12301)