Hermann Urtel an Hugo Schuchardt (41-12292)

von Hermann Urtel

an Hugo Schuchardt

Unbekannt

22. 10. 1919

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Neumann, Fritz Meyer-Lübke, Wilhelm Lacombe, Georges Urquijo Ybarra, Julio de

Zitiervorschlag: Hermann Urtel an Hugo Schuchardt (41-12292). Unbekannt, 22. 10. 1919. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4540, abgerufen am 31. 05. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4540.


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22. Okt. 1919

Lieber Herr Professor!

Haben Sie schönsten Dank für die freundliche Übersendung der baskischen Bücher, die ich baldigst studieren werde; Dank auch für Ihre Karte vom 15.10. Ich werde versuchen an Neumann eine Inhaltsangabe des 9. Bandes der REB zu geben, trotzdem ich in grosser Hetze bin.1 Denn meine Habilitation steht vor der Tür u. die Wintervorlesungen sind noch fast ganz in Skizzen; es wird noch viel Arbeit nötig sein, um ordentliches zu bringen. Nun nur noch eine Frage. Einmal: ich hätte so gern nur ein Wort (der Zustimmung oder der Ablehnung – ich erwarte eigentlich das letztere) über meine ,bask. Onomatopoesis‘2; denn mit umgedrehter Pointe: le silence des rois est la leçon des peuples! Und dann: was denken Sie wohl über den Namen des bask. Carneval iñauteri, auch jote, yoteak etc. iñ- ist offenbar egin – wie auch sonst; jaute, jote aber scheint doch zu iautsi (=irautsi) ,descendre‘; irauzi ,soulever‘ zu gehören? Sollte sich vielleicht nicht von da aus doch ein Anschluss an das ,navigium Isidis‘ gewinnen lassen, das Meyer-Lübke – wie mir scheint nicht ganz mit Recht – so scharf bei carneval ablehnt?3

Hier im Hause ist übrigens doch wieder Ruhe eingekehrt. Meine Frau erschien plötzlich Mitte August wieder u. seit dem geht alles glatt – donna è mobile! Möge alles gut bleiben.

Ihnen, lieber Herr Professor, herzliche Grüsse. Möge die Angegriffenheit, die ich auch in Ihrer Handschrift sich spiegeln sehe, nur vorübergehend sein.

Mit vielen guten Wünschen getreulich

wie immer Ihr

Urtel.

von Lacombe4 hatte ich Nachricht u. von de Urquijo


1 Eigentlich abgekürzt RIEB (Revue internationale des études basques); Bd. 9 erschien 1918. Fritz Neumann in Heidelberg war der Hrsg. des LB f. germ. u. rom. Philol. Die geplante Besprechung konnte nicht nachgewiesen werden.

2 Vgl. Anm. 6 zu Lfd. Nr. 29-12280. Schuchardt schreibt am 2.7.1919 an de Urquijo: „Ich schicke Ihnen zwei Besprechungen von mir; die eine bezieht sich auf eine Arbeit von Meyer-Lübke, in der das Baskische nur eine Nebenrolle spielt, die andere auf eine von Urtel, die einigermaßen mißglückt ist. Er hat inzwischen eine neue bessere geliefert, über die baskische Onomatopoesie, von der ich eine sehr eingehende Anzeige an das Literaturblatt abgeschickt habe“ (HSA, 347-s.n.).

3 In den verschiedenen Ausgaben des REW.

4 Georges Lacombe (1879-1947), französischer Baskologe und fachlich kompetenter Redaktionsmitarbeiter von Urquijo in der Herausgabe der RIEV/RIEB. Der Briefwechsel zwischen Lacombe und Schuchardt ist der umfangreichste, den Schuchardt geführt hat.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 12292)