Hugo Schuchardt Archiv

Hamburg 27.II.1912.
Eilbecktal 5.

Hochverehrter Herr Hofrat!

Ich glaube bestimmt zu wissen, daß Sch. nicht den geringsten Anlass hat Ihnen irgendwie gram zu sein. Auch mir ist die Aufbauschung dieses meines harmlosen Fehlers ganz unverständlich. Ich kann mir sein Verhalten nur aus einem fast krankhaft gesteigerten Selbstgefühl erklären, das sich beim geringsten Anlass verletzt glaubt und bei dessen Ausbruch es ihm gleichgiltig ist, wen und wie er trifft. Nach meiner Vermutung strebt er danach, seine Zeitschrift allmählich ganz in eigene Hand zu bringen und er hat in der letzten Zeit Mitarbeiter, deren Teilnahme wahrhaftig wichtiger war als meine eigene, wie Salvioni und auch Merlo ganz unnötig brüskiert.¹ Nach |2| dem heutigen formellen Schlussbrief Sch.s muss ich mich von weiterer Mitarbeit an seiner Zeitschrift zurückziehen. Darf ich deshalb Ihren interessanten Aufsatz aus dem ungarischen Sprachwart in der Litteraturzeitung Hinnebergs besprechen?² Nach Ihrer Bemerkung ,im Bulletin oder sonstwo‘ darf ich hoffen, daß ich mit dieser Absicht nicht fehlgreife.

Nun nur nochmals Verzeihung! Es ist mir furchtbar leid, daß irgendwie Ihre kostbare Zeit durch diese leidige Sache in Anspruch genommen wurde.

Mit besten Empfehlungen

Stets der Ihrige

Hermann Urtel.